Im amerikanischen Westen findet man die besten Guest Ranches der USA. Die meisten Urlauber kommen in den Monaten von April bis Oktober. Haupt Argument zu der Zeit ist das volle Reitprogramm. Nur wenige verbringen ihren Urlaub im Winter auf einer Ranch. Aber genau das hat seine Reize. Was ist schöner, als am Kaminfeuer zu sitzen, mit dem Pferdeschlitten durch einsame Wälder und vorbei an zugefrorenen Flüsschen die Gegend zu erkunden, oder sich bei Wellness und kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnen zu lassen? Winter auf einer Gästeranch ist ein etwas anderes Erlebnis; die Lagerfeuerromantik im verschneiten Tal kann zu einem aufregenden Abenteuer werden. Wir haben uns auf ein paar der wenigen Gäste Ranches, die auch im Winter geöffnet sind, umgeschaut. Kommen Sie mit auf eine Reise ins Winter Wonderland im Wilden Westen.
Vista Verde Ranch
Unsere erste Ranch ist eingebettet in die beindruckende Natur des Winterparadieses vom bekannten Skiort Steamboat in Colorado. Die Vista Verde Guest Ranch ist ein anspruchsvoll ausgestattetes Ranch Resort mit allen Annehmlichkeiten, die man erwartet. Wir wohnen in einer der gemütlichen Blockhütten mit eigenem Jacuzzi, die am Hang liegt und eine schöne Aussicht über das Gelände bietet. Ausgestattet mit Western-Kunst, Pinienholzbetten und handgefertigten Holzmöbeln, sind die Hütten komfortabel und luxuriös. Dunkles Holz vermittelt das typische Ambiente im Westernstil und sorgt für entspannendes und gemütliches Flair. Besonderen Wert wird bei Vista Verde auf Kulinarisches gelegt. Chefkoch Cholly McGlynn gibt sein Wissen sogar in Kochkursen weiter, die allerdings sehr schnell ausgebucht sind. Weinproben gehören natürlich auch dazu, denn jedes Essen wird mit einem edlen Tröpfchen gepaart.
Vista Verde ist eine der wenigen Ranches, die auch im Winter Reiten anbieten und das will ich dann doch ausprobieren. Ich bin ja ein verwöhntes Sonnenkind aus Arizona, das heißt zum einen, dass ich gar nicht die Reitausrüstung für Winter besitze, und zum andern, dass ich mich ganz warm anziehen muss. So habe ich einfach meine Skiklamotten eingepackt. Ist nicht ganz praktisch, aber die Ausritte im Winter gehen langsamer voran. Hier geht es darum, die Gegend zu genießen und durch den knirschenden „Champagne Powder“ zu stapfen. Wenn dazu noch die Sonne scheint… herrlich!
Wer nicht gerne selbst im Sattel sitzt, kann die Landschaft vom Pferdeschlitten aus bewundern und sich durch den Schnee ziehen lassen. Los geht’s mit 2 PS in die freie Natur! Wir lassen uns vom Klang der Schellen verzaubern und vergessen die Hektik des Alltags ganz schnell. Kuschelig eingewickelt sind wir in warme flauschige Decken und tragen dicke Wollmützen. Nur die Geräusche der Kutsche und der Pferde begleiten die Stille. Um uns herum nichts als eiskalte, klare Luft und immer wieder das Schnauben der Pferde. Die Bäume sehen aus, als wären sie mit einer Zuckerglasur überzogen und die Häuser in der Ferne erscheinen wie in einer Märchenlandschaft.
Schon mal was von Fatbiken gehört? Die Sportart hat sich von einer simplen Modeerscheinung zu einem echten Trend entwickelt. Und auch das wollen wir ausprobieren. Ideale Bedingungen. Die Nachmittagssonne färbt den Himmel rötlich und lässt die Bergspitzen in allen Nuancen schimmern. Wir schwingen uns mit Helm, dicker Jacke und Sonnenbrille auf unser „Fatty“ und radeln mit den superdicken Reifen durch den Schnee. Zentimeter für Zentimeter drücken sich die dicken Profilerhebungen der Reifen in den Grund. Es knirscht und knackt.
Unser Guide brüllt: „Leg Deinen Körperschwerpunkt nicht zu weit in die Mitte und auf keinen Fall aufstehen! Nicht runterschalten!“ Zu spät für mich, das Rad dreht sich und ich lande im watteweichen Schnee. Glücklicherweise ist nichts passiert und ich steige wieder auf den Sattel. Weiter geht es im Schritttempo bergauf, das Lenken ist schwieriger als man denkt. Nach einer Stunde sind wir zurück auf der Ranch und dann gibt es in der Lodge erstmal eine heiße Schokolade, denn meine Uhr sagt, ich hätte immerhin 320 Kalorien verbraucht. Danach lasse ich mich mit einer „Adrenaline Junkie“-Massage verwöhnen, die besonders wirksam für die Muskelgruppen ist, die ich mit dem Fatbike zu sehr beansprucht habe! Dann noch ein leckeres Dinner und ein rundum schöner Tag geht zu Ende.
Fazit: Ranchleben Deluxe mit sportlichem Kick
Bar W Guest Ranch
Unendliche Weite, sensationelle Sonnenuntergänge und echte Gastfreundschaft. Das ist Montana und genau dort liegt die Bar W Guest Ranch. 50 Kilometer vom Glacier Nationalpark, umgeben von den Rocky Mountains – Ein perfektes Urlaubsziel. Bar W ist zwischen zwei, mit Pinienwäldern überzogenen, Hügelketten gelegen, auf einem ca. 1200 Hektar großem Gelände. Im Haupthaus gibt es sechs Gästezimmer, zwei weitere Unterkünfte findet man in einer etwas abgeschiedenen Blockhütte. Die Lodge kann man auch komplett als Ferienhaus mieten. Bar W ist von November bis April ein Bed & Breakfast, für Ausflüge kann man Lunchpakete bestellen, Alkohol wird nicht ausgeschenkt, aber es ist erlaubt mitzubringen, was man möchte. Fernab vom Massentourismus, fühlt sich hier jeder wie Cowgirl oder Cowboy.
Aus dem reichhaltigen Programm wählen wir eine Schneeschuh-Tour. Die großen Treter sind die beste Möglichkeit, die winterliche Landschaft zu genießen. Schneeschuh gehen kann gemütlich, aber auch abenteuerlich sein. Als erster die eigenen Spuren im weichen Weiß hinterlassen und die Welt fernab von Pisten und Loipen entdecken, ist kaum in Worte zu fassen. Dazu ein atemberaubendes Panorama auf die „Rockies“ und das bei frischer Luft und Sonnenschein. Was will man mehr? Man muss nur aufpassen, dass man sich selbst nicht immer auf die Schuhe tritt, sonst landet man schnell im Schnee.
Geritten wird hier im Winter nicht, dafür gibt es reichlich andere Aktivitäten. Pferdefreunde genießen die tief verschneite Landschaft bei einer Fahrt mit dem Pferdeschlitten. Die Stille in den Wäldern sorgt für endlose Entspannung. Begegnungen mit Rehen, Elchen oder Kojoten sind so gut wie garantiert. Der Weg führt vorbei an Tälern und zugefrorenen Seen und man fühlt sich hautnah am Puls der Natur.
Schon mal Eisfischen probiert? Ich persönlich bin kein Angler, habe trotzdem diesen, etwas anderen Zeitvertreib, mal ausprobiert. Die Umgebung hier ist ideal für Fischerfans. Seen findet man reichlich und bei klirrender Kälte ein Loch in den See bohren und einen kapitalen Fisch erwischen, ist das Größte für einen Angler.
Zubereiten kann man die Beute in den Blockhütten mit kleiner Küche bzw. auch im Haupthaus. Das richtige Wild West Feeling kommt natürlich eher beim Grillen am Lagerfeuer auf. Wer gar nicht kochen möchte, fährt nach Whitefish, ein kleiner Ort etwa 5 Minuten von Bar W entfernt. Dort gibt es für jeden Geschmack ein passendes Restaurant. Mein persönlicher Favorit ist das „Whitefish Lake Restaurant“ auf dem Golfplatz. Beste Aussicht, nettes Personal und super Küche.
Fazit: Rustikale Eleganz mit Western-Feeling
C Lazy U Ranch
Die C Lazy U Ranch bei Granby, Colorado hat nicht nur bei uns die Auszeichnung als eine der besten Gäste Ranches erhalten. Die luxuriöse Ranch feiert ihr 100-jähriges Jubiläum in 2019. Schon in den 20er Jahren hat C Lazy U auf das Dude-Konzept umgestellt. Statt nur Arbeitsranch zu sein wurden auch Durchreisende beherbergt. In alten Tagen wurden hauptsächlich Rinder gehütet, heute sind es überwiegend Touristen. Wohl fühlen können Sie sich in Blockhütten, die das Hauptgebäude umgeben. Gäste wählen zwischen Standardzimmern, Suiten, Deluxe-Suiten oder auch einer Honeymoon-Suite. Alle Unterkünfte sind urgemütlich und mit jeglichem Komfort ausgestattet. Die meisten haben sogar einen offenen Kamin.
Und so sieht ein typischer Wintertag auf der C Lazy U Ranch aus: Nachdem man in einer der heimeligen Blockhütten aufgewacht ist, trifft man sich zum Frühstück, das man entweder á la carte oder vom Buffet genießt: von Pancakes über frisches Obst bis hin zu dem ganz besonderen Hit, Eggs Florentine mit Spinat, Räucherlachs und hausgemachter Sauce Hollandaise. Gut gestärkt geht es dann ins Schneevergnügen. Das Thermometer kann schon mal bis minus 10 Grad fallen, aber es fühlt sich aufgrund der niedrigen Luftfeuchtigkeit nicht so kalt an. Die Tage sind kurz, der Himmel ist blau und meistens ist es sonnig.
Pferdeschlitten oder gemütlicher Ausritt? Ich wähle den Ausritt. Die gesattelten Pferde schnauben, Schneekristalle glitzern in ihren Mähnen und ich freue mich, auf dem Rücken der Pferde die Winterlandschaft zu genießen. Es ist schon ein tolles Erlebnis, tief eingemummt durch den verschneiten Winterwald zu reiten. Als wir das Gelände von C Lazy U verlassen, ziehen wir Spuren in den jungfräulichen Schnee. Fein wie Puderzucker stäubt der Schnee unter den Hufen. Ab und an entladen sich Tannenzweige und Schneekristalle glitzern in der Luft. Und manchmal fragen wir uns, ob es Wirklichkeit ist? Eine solche Winterkulisse kann man sich doch nur erträumen?
Den Abend verbringen wir mit dem Rest der Truppe am Kaminfeuer und tauschen die Erlebnisse aus. Die einen verweilten sich beim Eishockey auf dem hauseigenen Teich, die Kinder erzählen von aufregenden Schlittenfahrten und Downhill Tubing (Rutschreifen), andere schwärmen von Schneeschuhtouren und einige genossen einfach einen Tag auf der Ranch im Whirlpool, Fitnesscenter oder SPA und ließen müde Knochen mit einer Massage pflegen. Wenn Ihnen das Budget nach den Feiertagen einen Strich durch die Rechnung zieht, C Lazy U hat vom 1. bis 6. Januar Sonderangebote; natürlich auch mit spaßiger Kinderunterhaltung. Mit einem Direktflug von Frankfurt oder München nach Denver bietet sich das doch an, oder?
Fazit: Wintererlebnis wie im Bilderbuch
Western Pleasure Ranch
Weiter geht’s zur Western Pleasure Ranch, 25 Kilometer nordöstlich der Stadt Sandpoint im Norden von Idaho. Der Bundesstaat hat nur etwas mehr als 1,5 Millionen Einwohner. Das bekannteste Skigebiet ist Sun Valley, wo einst der allererste Sessellift installiert wurde. Die kleine Ranch liegt allerdings in der Nähe des Schweitzer Ski Resorts, wo man locker mal einen Skitag einlegen kann. Western Pleasure Ranch ist ein Familienbetrieb, der in der fünften Generation von der Familie Schoonover betrieben wird. Familiäre Atmosphäre ist oberstes Gebot, deshalb werden wöchentlich, wenn möglich, nur 20 Gäste aufgenommen; maximale Belegung liegt bei ca. 35 Personen. Die Ranch hat urgemütliche und komfortable Zimmer, die alle ihr eigenes Thema haben und entsprechend dekoriert sind. Von Jäger bis Siedler, alles ist dabei. Warme Farben und viel Holz schaffen eine heimelige Atmosphäre zum Wohlfühlen. Alle Räumlichkeiten sind liebevoll im authentischen Westernstil eingerichtet und dazu geräumig und total gepflegt. Im Haupthaus wird Übernachtung mit Frühstück angeboten, in den Blockhütten kann man sich, wenn man möchte, auch selbst versorgen.
Western Pleasure bietet spezielle Winterpakete an, von SPA über Langlauf bis hin zu einem Snowmobil Paket, für alle diejenigen, die auf Action und Fahrspaß stehen und mit Karacho durch den Schnee düsen wollen. Den traditionellen Pferdeschlitten kann man selbstverständlich buchen und, wie schon erwähnt, auch ein Skipaket gibt es.
Doch für uns steht erstmal Langlauf auf der Liste. Unser Guide Bill begutachtet unser Outfit und da wir alle warm genug verpackt sind, machen wir uns auf den Weg. 10 Kilometer gespurte Loipen sind für Anfänger auf dem “Meadow Loop” und für Fortgeschrittene auf dem “Big Hill Loop” präpariert.
Hunderte von Eiskristallen glänzen auf der weiten Schneefläche. Jeder Atemzug zaubert unendlich viele Dampfschleier in die Luft. Mucksmäuschenstill gleiten wir durch eine absolut friedvolle Welt. Wir versuchen unseren eigenen Rhythmus zu finden und spüren, wie die Gedanken so klar werden wie die Winterluft, die man tief und gleichmäßig einatmet. Nur wenige Europäer sind mit Idaho vertraut und wissen, dass der Bundesstaat für trockenen Pulverschnee und großartige Unterkünfte, wie die Western Pleasure Ranch, bekannt ist.
Für diejenigen, die lieber auf dem Gelände bleiben wollen, gibt es zahlreiche Alternativen. Zum Beispiel Tontaubenschießen. Ein herrlicher Nervenkitzel. Dabei lernt man zweierlei: Allerhöchste Konzentration und totale Entspannung. Nicht abwechselnd, sondern zur gleichen Zeit – und das bei stahlblauem Himmel. Auch wenn nicht jede Wurfscheibe getroffen wird, macht es riesigen Spaß. Auch ganz toll und nicht so einfach, wie es aussieht, ist Bogenschießen. Nach einer Einweisung haben wir Gelegenheit, unser Geschick zu erproben. Konzentrationsvermögen, eine ruhige Hand und natürlich die nötige Portion Glück gehören dazu, um gleich beim ersten Mal ins Schwarze zu treffen. Das ist bei mir leider nicht der Fall, aber mit ein bisschen Übung trifft man dann doch mal.
Fazit: Wahrer Cowboy-Traumurlaub in geheimem Winterparadies