Turquoise Trail

Die Schatzkammer New Mexicos

Der amerikanische Südwesten bietet seinen Besuchern einzigartige Eindrücke und Ausblicke. Die Vielseitigkeit der bewundernswerten Natur, die erlebnisreichen Freizeitaktivitäten und freundliche Menschen, sind nur einige Höhepunkte. Einer der Geheimtipps ist New Mexico. Der US-Bundesstaat ist ein Potpourri aus indianischer, spanisch-mexikanischer und angloamerikanischer Kulturen, besticht mit beeindruckenden Landschaften sowie mit spektakulären Panoramastrassen. 26 reizvolle Neben-Routen, die Scenic Byways, begeistern Besucher mit einem ganz eigenen Wild-West-Charakter. Eine der reizvollsten Strecken ist der Turquoise Trail. Die eher unbekannte, dafür aber umso faszinierendere 84 km lange Aussichtsstrasse, verbindet Albuquerque mit der Hauptstadt Santa Fe. Der Turquoise Trail wartet auf mit weitem, wildem Land, unberührter Natur, lebendigem Brauchtum und mystischen Traditionen. Nehmen Sie sich genügend Zeit um alle Höhepunkte, die Sie auf dem Weg erwarten, auszuleben.

Turquoise Trail

Von Albuquerque aus fährt man auf der legendären Route 66 National Scenic Byway nach Osten, schnuppert dabei ein Stück Freiheit und Abenteuer, weckt Erinnerungen an Cowboys und Revolverhelden, bis man in der kleinen Gemeinde Tijeras den Eingang des Turquoise Trails mit der offiziellen Bezeichnung Highway 14 erreicht. Wer sich noch nicht mit Informationsmaterial über die Gegend eingedeckt hat, kann das hier im Büro des Cibola National Forest tun. Nicht nur die Route 66, sondern auch der Turquoise Trail ist untrennbar mit dem Mythos „Easy Rider” und Harley Davidson verbunden. Umso mehr lässt sich diese imposante Strecke nicht nur mit dem Auto, sondern auch mit dem Motorrad geniessen.

Turquoise Trail Map
Der Turquoise Trail ist benannt nach dem grünblauen Edelstein, der hier bereits von den Indianern und später von spanischen Missionaren abgebaut wurde. Die Gegend war das bedeutendste Abbaugebiet in New Mexico. Der Türkis scheint in den trockeneren Gegenden der Erde beste Bedingungen für dessen Entstehung zu finden. Er bildet sich relativ nahe der Erdoberfläche bei der Verwitterung aluminiumhaltiger und kupferreicher Gesteinsschichten. Türkis wird oft in Spalten und Einschlüssen erodierender, vulkanischer Felsen gefunden. Der Wert ist abhängig von der Intensität der Färbung, je höher und intensiver der Blaugehalt, desto wertvoller der Stein. Türkise neigen dazu ihre Farbe zu verlieren, deshalb entspricht das Mineral nicht unbedingt den Qualitätsansprüchen der Juweliere. Die Indianer bezeichnen Türkise als „heilige Steine“. Sie glauben, dass der Türkis eine Verbindung zwischen Himmel und Wasser herstellt. Sie verehren ihn als Heil- und Schutzstein, dessen stark anregende Wirkung positiven Einfluss auf den menschlichen Organismus hat. Er lindert Magen- und Lebererkrankungen und verleiht innere Ruhe. Besonders in Verbindung mit roter Koralle und Silber soll er seine Kräfte entfalten. Die Farbkombination findet man bis heute bei den von Indianern gefertigten Stücken. Entlang der Panoramastrasse leben viele Künstler, weit ausserhalb von Dörfern und Gemeinden, die ihren Schmuck im eigenen Zuhause herstellen und immer noch selbst auf Türkissuche gehen, obwohl die meisten Minen erschöpft sind und keine wirtschaftliche Bedeutung mehr haben.

Turquoise Trail Jewelry
Die Gebirgskette der Sandia Mountains erstreckt sich parallel zum Highway 14. Sandia stammt ursprünglich aus dem Spanischen und bedeutet Wassermelone. Die ersten spanischen Einwanderer gaben dem Gebirgszug den Namen aufgrund des Rotschimmers der Felsen. Im Gegensatz zur wüstenartigen, nach Albuquerque gerichteten Westseite, ist der Osten fruchtbar und bewaldet. Der höchste Berg ist der Sandia Crest (3255m). Der bedeutendste ist der Sandia Peak (2957m). Von hier aus führt eine der längsten Seilbahnen der Welt, die Sandia Peak Tramway, in die Ebene. Die Sandia Mountains bieten sämtliche Sommer- und Winter Freizeitaktivitäten. Die Wanderwege sind gut beschildert, verfügen über zahlreiche Picknickplätze und grandiose Aussicht.

Sandia Tram

Das Leben am Turquoise Trail hat einen eigenen Rhythmus. Die Uhren ticken etwas anders. Ruhe und Gelassenheit sind das Motto. Man hat das Gefühl, dass die Menschen im Einklang mit sich selbst und der Natur leben, Schritt für Schritt ihren Traum verwirklichen und in allem einen Sinn sehen.

Am Ortsausgang von Cedar Crest, direkt gegenüber einer Shelltankstelle, wo ab und an auch Pferde „aufgetankt” werden, unbedingt abbiegen auf den Highway 536 und dem Tinkertown Museum einen Besuch abstatten. Auf den ersten Blick wirkt alles etwas antiquiert und fast kitschig, doch nach genauerem Hinsehen, ist es ein gelungenes Gesamtkunstwerk. Was als Traum des Besitzers Ross Ward begann, ist heute ein Miniatur-Wunderland für Erwachsene und Kinder. Ross machte es sich zur Lebensaufgabe durch eigenes Handwerk, Basteln und Sammeln eine einzigartige Ausstellung zu etablieren. Zu den Kunstschätzen gehören unter anderem Töpfereien, Webereien und Westernaccessoires, die man heute nirgendwo mehr finden kann. Seine Miniatur-Holzfiguren sind exquisite Einzelstücke und in passenden Bühnenbildern nostalgisch perfekt in Szene gesetzt.

Tinkertown Hillbillies

Weiter geht’s auf dem Turqouise Trail nach Norden. Der Paa-Ko Ridge Golfclub lädt in etwa 2000 Metern Höhe bei einer atemberaubenden Kulisse am Fusse der Sandia Mountains zum Abschlag ein. Der Platz wurde mehrfach ausgezeichnet. Er ist im U.S. Golf Digest Nummer 20 auf der Liste der Top 100 öffentlichen Plätze in den USA und Nummer 1 in New Mexico.

Paa-Ko Ridge
Der nächste Ort auf unsere Abenteuertour ist die Geisterstadt Golden. Noch vor dem Goldrausch in Kalifornien siedelten sich um 1825 Goldgräber an und begaben sich auf Schatzsuche. Geisterstädte sind verlassene Zeugen einer kurzen, vergangenen Epoche. Aus der Blütezeit Goldens ist eine restaurierte Missionskirche erhalten geblieben, ansonsten gibt es nur die Faszination alter romantisch verfallener Gemäuer und einen sehenswerten Shop. Der Henderson Store verkauft seit 1912 hochwertiges indianisches Handwerk von einheimischen Künstlern.

Gleich nach Golden beginnt einer der landschaftlich interessantesten Abschnitte. Präriegräser, Wachholderbuschwerk, niedrige Nadelbaumarten, sowie weites Hinterland umringt von imposanten Bergketten. Manchmal galoppieren sogar wilde Mustangs durch die Steppen. Naturfreunde sollten immer mal wieder anhalten und kleine Wanderungen einlegen, denn hinter den Bergen sind die Chancen gross, Schwarzbären, Kojoten oder sogar Berglöwen zu sichten.

Auf dem weiteren Weg windet sich die Bergstrasse serpentinenartig bis in die nächste Geisterstadt. Madrid ist von schwarz-roten Kohlebergen umgeben. Hier herrschte bis in die 50er Jahre ein grosser Kohleboom. Danach schrumpfte die Bevölkerung auf 30 Einwohner, bis der Ort in den 70ern von Hippies neu entdeckt wurde. Heute ist die Gemeinde ein Anziehungspunkt für Touristen, mit ausgefallenen Shops, Galerien und flippigen Restaurants. Die Strassenszene bietet alles zwischen Kunst und Kitsch, grell und farbenfroh, manchmal schmuddelig, aber trotzdem malerisch. Madrid glänzt durch Ideenreichtum und beneidenswerte Lässigkeit.

Durch einen hügeligen Abschnitt, entlang eines ausgetrockneten Flussbetts und der Eisenbahnlinie des New Mexico Railrunners, erreichen wir Los Cerillos. Das historische Örtchen verzeichnete die älteste und grösste Türkismine im gesamten Staat. Heute gilt sie so gut wie erschöpft. Eine alte Kirche, das ehemalige Opernhaus, eine stillgelegte Mine und ein Museum sind die einzigen Relikte der Vergangenheit. Die staubigen Strassen hat man in vielen Filmen gesehen, darunter der 1971 erschienene Western „Die Cowboys“ mit John Wayne. Der Cerillos Hills State Park bietet traumhafte Wanderwege, und Pferdefreunde können ganz in der Nähe ein Pferd leihen und sich auf einen unvergesslichen Ausritt in die Berge begeben.

Turquoise Trail Cerrillos
Bizarre Felsformationen begleiten uns links und rechts des Highways und bieten ein fantastisches Panorama in der vom trockenen und heissen Klima geprägten Landschaft, bis wir auf den Garden of the Gods (Garten der Götter) treffen, der hauptsächlich aus Sandsteinfelsen besteht und löchrige Verwitterungen aufweist. Die verschiedenartigen Gesteinsschichten schimmern in den Farben creme, ocker und grau. Der Turquoise Trail Sculpture Garden ist in den Park eingebettet. 2012 wurden das Studio und der Garten fertiggestellt, in dem man die lebensgrossen Skulpturen von Kevin Box, dem Künstler und Eigentümer bewundern kann. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es viele Künstlerkolonien, wo sich kreativ Schaffende in wilde Natur und einsame Ecken zurückgezogen haben, um sich von einzigartigen Landschaften, blauem Himmel und besonderen Lichtverhältnissen inspirieren zu lassen. Kleine Abstecher von der Route lohnen sich und manch einer endet in einer kleinen Galerie und landet ein Schnäppchen.

Sculpture Garden
Wir haben unser Ziel erreicht und der Turquoise Trail trifft an der Kreuzung San Marcos/Lone Butte wieder auf die Route 66. Vor uns liegt die Skyline von Santa Fe, eines der begehrtesten Reiseziele der Amerikaner. Umgeben von den über 3000m hohen Sangre de Christo Mountains, zählt die 70 000 Einwohner grosse Hauptstadt zu den Kunsthochburgen der Welt.

Der Himmel verfärbt sich in ein zartes Rosa und die Sonne verschwindet als dunkelrote Glutkugel langsam hinter den Bergen des Turquoise Trail.

Turquoise Trail Santa Fe

Photos: New Mexico Tourism Department, Albuquerque CVB, Santa Fe CVB, Box Studio LLC


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