Die Mammutbaum-Wälder im Redwood Nationalpark sind ein wahres Naturwunder und versetzen Besucher immer wieder von neuem ins Staunen. Die Heimat der kalifornischen Baumgiganten liegt im Norden Kaliforniens und erstreckt sich in einem breiten Band entlang der Küste zwischen Monterey bis in die Nähe des US-Bundesstaats Oregon. Redwood Nationalpark wurde am 2. Oktober 1968 gegründet.
„Sequoia sempervirens“, zu Deutsch: „Küstenmammutbaum“, im Englischen, wegen des roten Holzes „Redwood“ genannt, ist ein immergrüner Nadelbaum. Er ist der größte der Welt, wird über 100 Meter hoch, sein Durchmesser beträgt bis zu sieben Meter und die meisten werden mehr als 1500 Jahre alt. Sie sind ein Überbleibsel der Evolution und haben wenig natürliche Feinde, der Mensch war schon immer die größte Bedrohung. Ihre Gerbstoffe verhindern Infektionen durch Insekten und Pilze. Die Borke ist bis zu 30 Zentimetern dick, enthält so gut wie kein brennbares Harz, somit entsteht auch kaum Brandgefahr. Sie tragen Tannenzapfen, die je nach Geschlecht eine unterschiedliche Größe haben. Die weiblichen sind etwa 2,5 cm lang, die männlichen 0,3 cm. Für die gewaltige Baumhöhe ist es erstaunlich, dass die Wurzeln nur 2 Meter in die Tiefe wachsen.
Bereits die Indianer fällten die Bäume, um mit dem Holz Kanus für den Fischfang zu bauen. Danach kamen die Pelzjäger und Goldschürfer in das heutige Gebiet des Parks. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte siedelten sich auch mehr holzverarbeitende Firmen an, denn die Einwanderer brauchten Wohnraum und Möbel. Als die Goldsucher abzogen, nahm die Abholzung der Wälder trotzdem stetig zu. 1965 waren fast 7.000 Quadratkilometer abgeholzt. Erst als das Areal unter Naturschutz gestellt wurde, zogen die Holzfäller von dannen. Im nicht geschützten Teil werden allerdings weiter Redwoods gefällt.
Aber nicht nur der Mensch, sondern auch das Klima gehört zu den Feinden des Mammutbaums. Die Hitze in Kalifornien nimmt zu, deshalb verschiebt sich der Lebensraum immer mehr nach Norden. Die Redwoods sind auf den Küstennebel angewiesen, der in den vergangenen 100 Jahren deutlich abgenommen hat. Ein internationales Forscherteam des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung mit Sitz in Halle, Leipzig und Jena beschäftigt sich damit, welchen Effekt der Klimawandel auf die bedrohten Bäume hat. Fest steht, dass es in den Sommermonaten ohne Küstennebel, der vom Meer ins Landesinnere zieht, absolut nicht geht. Die Baumkronen fangen die Wassertröpfchen auf und senden sie über die Rinde in die Erde. Sie trinken im wahrsten Sinne des Wortes Nebel. 40 Prozent der Wasserversorgung werden damit abgedeckt. Da die Temperaturen weiter steigen, bildet sich weniger Nebel und die Redwoods haben geringere Überlebenschancen.
Deshalb gilt das Motto: Wer die Natur liebt, lernt sie zu schützen! Zum Erhalt der Mammutbäume wurden viele gemeinnützige Organisationen gegründet, die Forschungsprojekte initiierten, die unter anderem bei der Universität in Berkeley angesiedelt sind. Schreitet die Erwärmung voran, wird die Region des Nationalparks einen drastischen Rückgang der Baumriesen erfahren. Die Forscher suchen nach klimatisch soliden Orten, um den bedrohten Hölzern eine bessere Überlebenschance zu geben. Umsiedlungsprogramme stehen bereits zur Diskussion. Doch noch lebt der gefährdete Küstenregenwald und die Redwoods sind eine der Hauptattraktionen im Nordwesten von Kalifornien.
Selbst wenn man Basketballspieler wäre, würde man sich inmitten der gigantischen Baumriesen wie ein Kobold vorkommen. Schaut man nach oben, gleitet der Blick an kahlen, zimtfarbenen Stämmen empor, die unten keine Äste tragen. Das unendliche Blau des Himmels ragt durch die Baumkronen. Auf dem Boden, beschützt durch die Bäume, befinden sich saftig grüne Farnteppiche und dazwischen sind wunderschöne teils bemooste Wanderwege. Je weiter man ins Dickicht des Regenwaldes vordringt, desto enger werden die Pfade und umso schöner die Motive.
Ein außergewöhnliches Erlebnis war unsere Tour durch den Fern Canyon. Von der Staatsstraße 101 bei Orick biegt die unbefestigte Davison Road ab, nach 16 Kilometern ist man am Anfang eines Wanderweges. Spaziert wird über viele kleine Passagen, die den Bach überqueren und tief in die Schlucht führen. Dann entdeckt man kleine Wasserfälle und über die Felsen wuchern tiefgrüne Hängepflanzen und zahlreiche verschiedene Farnarten. Manch einem wird die Szenerie bekannt vorkommen, denn auch die Filmindustrie hat an den Naturwundern Gefallen gefunden. Hollywood Regisseur Steven Spielberg drehte hier eine Szene für den Film Vergessene Welt: Jurassic Park.
Im Redwood Nationalpark steht der höchste Baum der Welt. Der „Hyperion Tree“ ist 115.5m hoch. Zum Vergleich, die beiden Türme der Frauenkirche in München sind 99m hoch. Er befindet sich noch im Wachstum und wird wohl weiter seinen Rekord halten. Der Park mit seinem gut ausgebauten Wegenetz zieht in erster Linie Wanderer an. Mountainbiker und Reiter dürfen die Wege nur eingeschränkt nutzen. Deshalb sollte man sich am besten vorher in einem der Besucherzentren genau informieren. 200 Kilometer Wanderwege führen durch eine beeindruckende Fauna und Flora. Neben den Baumriesen gedeihen hier hauptsächlich Nadelbäume wie Douglasien, Kiefern und Fichten, aber man findet auch zahlreiche Laubbäume sowie Heidelbeersträucher und Heidekrautgewächse. Die Tierwelt reicht vom Waschbär bis zum Schwarzbär, vom Hirsch bis zum Luchs und an der Küste von Delfin über Seelöwe bis zu Walen.
Die Wege sind abwechslungsreich, geleiten sowohl durch steile Felsregionen und verträumte Küstenabschnitte als auch durch Prärielandschaften und vorbei an Flussläufen und Wasserfällen. Die Schwierigkeitsgrade sind unterschiedlich, aber gut zu bewerkstelligen. Der Stout Grove Trail lotst Sie nicht zu den höchsten, aber zu den schönsten Redwoodbeständen. Die beste Zeit ist nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr, denn genau dann reflektiert das Laub in allen Gold- und Grüntönen und das Licht schimmert durch die Äste wie durch die farbigen Fenster einer gotischen Kathedrale. Der Rundweg ist leicht zu begehen und hat eine Länge von knapp einem Kilometer. Sehr schön ist die Wanderung entlang der Küste. Unser Startpunkt ist acht Kilometer nördlich des Örtchens Klamath, am Klamath Overlook und dann geht’s zum Strand Hidden Beach. Vom Overlook in 200 Metern Höhe hatten wir das Glück mächtige Grauwale vorbei ziehen zu sehen. Die besten Monate dafür sind Dezember bis April. Die Gesamtlänge des Wanderweges von ca. 6,5 Kilometern ist Bestandteil des Coastal Trail, etwas zeitintensiver, dennoch gut zu bewältigen. Traumhafte Ausblicke auf das Meer und am Ende ein menschenleerer Strand, wo sich verwittertes Treibholz sammelt. Von Klamath aus gibt es auch noch einen 1,5 langen Küstenrundweg, den Yurok Loop, der ebenfalls zum Hidden Beach führt. Vergessen Sie nicht, dass das viele Grün einen Grund hat. Von Oktober bis April fallen hier heftigste Niederschläge. Bringen Sie in der Zeit also unbedingt Regenjacken und festes Schuhwerk mit. Es macht viel Spaß die Pfade auf eigene Faust zu erforschen, doch auch eine Einzel- oder Gruppenführung an geheime Plätze ist empfehlenswert. Das Angebot reicht von Exkursionen zur Vogelbeobachtung bis hin zu Kletterausflügen. Auch exotischere Freizeitbeschäftigungen wie Zip Lining werden von Veranstaltern ausgeführt.
Besonders im Frühling und im Herbst kommen alle Angler auf ihre Kosten. Die Lachse wandern flussaufwärts, was heißt, dass man an Flüssen, Flussmündungen und Lagunen reiche Beute finden kann. Barsche und Krebse gibt es ebenfalls und in den Gezeitentümpeln tummeln sich Seesterne und Seeigel. Nicht vergessen, eine Genehmigung zu beantragen. Auch hier hilft das Besucherzentrum.
Bleiben wir beim Wassersport. Kajak-, Kanu- oder Schlauchbootfahren sind für diejenigen, die es ruhiger lieben, auf einem ca. 15 km langen Abschnitt des Smith River möglich. Etwas turbulenter wird es auf dem Klamath River und für erfahrene gut trainierte Bootskapitäne eignet sich die 45 km lange Tour auf dem Redwood Creek. Wir entscheiden uns für die schwierigste Tour. Zu Beginn gleiten wir fast schwerelos vorbei an urwüchsigen Flusslandschaften mit Blick auf sattes, üppiges Grün. Als wir gerade eine Stromschnelle passiert haben, unser Kanu sich ruckartig herumdrehte und wir eine kleine Dusche über uns ergehen lassen mussten, werden wir nach der nassen Kurve mit einem sensationellen Blick auf eine Wapiti Herde entschädigt (Verwandter und Artgenosse des europäischen Rothirsches), die in der weiten Prärie grasen. Den Redwood Nationalpark vom Wasser aus zu erleben, bietet eine neue Perspektive und ist die perfekte Mischung aus Abenteuer, erholsamer Natur und Bewegung. Ausstattung kann man sich in den umliegenden Orten mieten.
Wie zum Beispiel in der alten Seefahrerstadt Crescent City, die direkt am Pazifik liegt. Der Park beginnt südlich und südöstlich der Stadt, die auch das größte Besucherzentrum beherbergt. Es liegt an der Ecke 2nd und K Street. Auf einem vorgelagerten Inselchen steht ein Leuchtturm, den man nur bei Ebbe zu Fuß erreichen kann. Die schmale Wendeltreppe zum Lampenhaus hinauf klettern lohnt sich, denn von hier aus ist ein sensationeller Rundumblick zu genießen. Crescent City oder „Stadt des Halbmonds“ liegt sichelförmig am Meer. Ein idyllischer Ort, um Fischer zu beobachten, die mittags mit Booten voller Shrimps und Lachse in den Hafen tuckern. Doch die Stadt ist auch größten Gefahren ausgesetzt. Sie wird wie keine andere in den USA immer wieder von schlimmsten Tsunamiwellen überflutet.
So kommen Sie zum Redwood Nationalpark:
Von Deutschland aus fliegen Sie nach San Francisco, z.B. mit Condor oder LH non-Stop. San Francisco liegt ca. 520 km (325 Meilen) südlich des Redwood Nationalparks. Vom Flughafen geht es mit einem Leihfahrzeug, dass Sie sich bereits vorher reservieren sollten, Richtung Crescent City auf dem wunderschönen Highway 101.
Der Eintritt zum Redwood Nationalpark ist kostenlos.
Redwood National Park
1111 Second Street
Crescent City, CA 95531
Tel: 707-465-7335 * www.nps.gov/redw
Photos: NPS