Rainbow Bridge

Rainbow Bridge National Monument – Wunderwerk der Natur

Für mich, und für viele Besucher im Südwesten der USA, gehört der Norden Arizonas und der Süden Utahs zu den schönsten Gegenden. Nirgendwo gibt es so eine Anhäufung natürlicher Sehenswürdigkeiten, die einem regelrecht den Atem stocken lassen. Auch ich gehöre zu denen, die immer wieder hierher, besonders an den Lake Powell, zurückkehren. Eines dieser Wunderwerke der Natur stellen wir hier vor: Rainbow Bridge National Monument.

Rainbow Bridge – das Heiligtum der Navajo Indianer. Die Regenbogenbrücke, im Süden von Utah, etwa 10 Kilometer von der Grenze zum US-Bundesstaat Arizona entfernt, ist die höchste Felsbrücke der Welt. Der gewaltige Sandsteinbogen ist für die amerikanischen Ureinwohner ein heiliger und gesegneter Ort. In 2019 haben mehr als 115.000 Menschen das National Monument besucht; in 2022 waren es jedoch nur 81! Alles hängt vom Wasserstand des Lake Powell ab. Und, es erfordert einen ganzen Tag, dieses faszinierende Kunstwerk der Natur zu besuchen.

88 Meter hoch, 10 Meter breit und eine Spannweite von 82 Metern machen Rainbow Bridge zu einem absolut beeindruckenden Kulturdenkmal, das 1910 zum National Monument erklärt wurde. Die „Brücke“ erstreckt sich über eine tiefe Schlucht und bekam ihren Namen von den Navajo Indianern, die den Steinbogen „Nonnezoshi“ tauften, was in ihrer Sprache „versteinerter Regenbogen“ heißt. Je nach Beleuchtung verändert sich die Farbe des roten Sandsteins und nimmt die Schattierungen eines Regenbogens an.

Rainbow Bridge Trail

Bogenförmige Felsformationen entstehen aufgrund von Naturgewalten wie Eis, Wasser und Extremtemperaturen und einer nachfolgenden Erosion. Man schätzt, dass es 100 Millionen Jahre dauert bis ein solcher Bogen geformt ist. Die filigranen Bögen bewegen sich im Rhythmus der Tageszeiten. Sie stehen unter permanenter, nicht sichtbarer Schwingung. Je wärmer es wird, desto mehr expandiert das Gestein und die Vibration steigt. Nachts zieht sich alles zusammen und die Bewegung stoppt. Wie die filigranen Kreationen erhalten bleiben ist ein Phänomen.

Die Indianer hielten die Rainbow Bridge für einen erstarrten Regenbogen und glaubten sie habe mystische Kräfte. Sie beschreiben sie als Tor, das Himmel und Erde verbindet. Noch immer deponieren sie Opfergaben unter der Naturbrücke und glauben, dass es Unglück bringt, wenn man den Bogen durchschreitet. Tut man es doch, sollen spezielle Gebete helfen. Die Überlieferungen sagen außerdem, dass sich einige Navajos vor einer Sintflut retteten – durch die einzige Öffnung der einstigen Vorwelt in die Welt von heute. Einer anderen Legende zufolge haben sich Krieger durch die gigantische Felsenöffnung vor Feinden gerettet. Die Nationalparkbehörde appelliert an die Besucher, die Riten der Indianer zu respektieren. In der Nähe des Kultplatzes wurden archäologische Ausgrabungen durchgeführt, die darauf hinwiesen, dass die Ureinwohner von dem Kuriosum seit Jahrtausenden wussten.

Jetzt gibt es nur noch das kleine Problemchen, wie man möglichst nah an die weltgrößte Naturbrücke herankommt. Denn direkt davor erstreckt sich der zweitgrößte und auch schönste Stausee der USA, der Lake Powell. Er befindet sich im Grenzgebiet von Utah und Arizona. Gespeist wird der See von vier Flüssen, dem Colorado River, dem San Juan River, dem Dirty Devil River und dem Escalante River. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, den Felsbogen zu erkunden. Entweder mit einer beschwerlichen Wanderung oder mit einer Bootstour, für die ich mich entschied. Es gibt mehrere Anbieter vor Ort. Tickets kann man bereits online in Deutschland buchen. Die Fahrt dauert etwa 5 Stunden hin und zurück; der Aufenthalt ist ca. 1,5 Stunden, aber auch ein bisschen wetterabhängig. Man sollte sich auf alle Fälle einen ganzen Tag Zeit nehmen. Die Tour kostet ca. $140.

Rainbow Bridge Boat Tour

Wir fahren friedlich auf azurblauem Wasser an der Uferlinie entlang und lassen uns von einem atemberaubenden Panorama bezaubern. Zwischendurch macht uns der Kapitän auf einige Ziegen, die sich auf den Uferfelsen immer wieder mal blicken lassen, aufmerksam. Es dauert lange, bis das imposante Felstor sich endlich zeigt. Von der Anlegestelle geht man noch etwa eine Viertelstunde bis zum Ziel. Festes Schuhwerk ist auch im Sommer ein Muss, nicht nur wegen der Bodenbeschaffenheit, sondern auch wegen der Möglichkeit einer Klapperschlange zu begegnen, die sich gerne mal unter einem Stein vor der Hitze zurückzieht. Wir nähern uns der gigantischen, feuerroten Rainbow Bridge und die Dimension ist unglaublich. Es ist genug Raum, dass ein Flugzeug hindurchfliegen könnte. Das Licht zeigt die Farben der skurrilen Felsformation von ihrer schönsten Seite. Die umliegende Landschaft erscheint wie eine Wunderwelt und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Jeder Betrachter sieht die bizarre Gegend aus einer anderen Perspektive. Schön, dass jeder der anwesenden Besucher den Mythos der Indianer respektiert und nicht unter dem Bogen durchgeht.

Ich erkunde noch ein bisschen die Gegend, mache viele Fotos und genieße das traumhafte Wetter im Frühling. Das ist die beste Jahreszeit schlechthin für einen Besuch hierher – tolles Wetter, wenig Touristen, viel Zeit für die Sehenswürdigkeiten. Es wird Zeit zurück zum Boot zu wandern.

Rainbow Bridge

Wer für eine größere Herausforderung zu haben ist, kann die Rainbow Bridge auch auf abenteuerlichen Trails erwandern. Der Weg führt durch das Gebiet der Navajo Indianer und deshalb wird eine Genehmigung benötigt. Sowohl der Nord- wie auch der Südtrail haben beide etwa eine Länge von 25 Kilometern pro Strecke und sind landschaftlich sehr reizvoll. Vor allem bezaubern sie mit abwechslungsreicher Flora und Fauna. 850 Arten von Wüstenpflanzen und 300 verschiedene Wüstenvögel leben hier.

Der Ausgangspunkt für den North Trail ist der Navajo Trading Post Trailhead in der Stadt Page in Arizona. Der South Trail beginnt am Rainbow Lodge Trailhead, ebenfalls in Page. Genehmigungen und Karten bekommt man im Lee Chapter House.

Die Kleinstadt Page, die in den letzten Jahren um einiges gewachsen ist und mit ein paar neuen, schönen Hotels aufwarten kann, ist der perfekte Ausgangspunkt für alle Freizeitaktivitäten rund um den Lake Powell. Es gibt viel zu sehen und man kann gut eine Woche hier verbringen, um alles zu erkunden. Ich bleibe allerdings nur zwei Tage.

Am nächsten Morgen trete ich die Heimreise über den Highway 89 an, mache aber noch einen Stopp südwestlich von Page, beim Horseshoe Bend. Es ist genau die Stelle, wo sich der Colorado River in einer ungefähr 200 Meter tiefen Schlucht hufeisenförmig um den roten Fels windet, weil er abrupt seine Richtung ändert. Über 4 Millionen Menschen kamen im vergangenen Jahr hierher. Die steigenden Besucherzahlen sorgten dafür, dass der National Park Service Sicherheitsvorkehrungen in Form eines Geländers mit Plattform treffen musste, die jetzt refinanziert werden sollen. Doch 10 Dollar ist es allemal wert, wenn man den Fluss, besonders bei Sonnenuntergang betrachtet, wie er in tiefgrünem Schimmer seine Kurve um die orange-roten Felsen macht.

Horseshoe Bend

Ich verabschiede mich vom Land der roten Felsen und atemberaubenden Naturschauplätzen, weiß aber schon jetzt, dass ich bald wiederkommen werde.

Rainbow Bridge National Monument
https://www.nps.gov/rabr/planyourvisit/index.htm


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