Musik und Tanz sind ein wichtiger Bestandteil im Leben der Indianer. Der Umgang mit kulturellem Erbe und zeitgenössischen Klangwelten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Musikszene der nordamerikanischen Ureinwohner gehört zu den dynamischsten und fantasievollsten des Kontinents. Meditativ-mystische Klänge verzaubern das Publikum. Einer der diese Klänge beherrscht, ist Arvel Bird. Wir sprachen mit ihm über seine Musik und seine Erfolge.
Arvel Bird – Der keltische Indianer
Arvel Bird ist halb Indianer vom Stamme der Shivwit Paiute und halb Schotte. Der 64-jährige Musiker wurde in Idaho geboren und ist in Salt Lake City, Utah, aufgewachsen. Zu seinen bisherigen Erfolgen und Auszeichnungen kann er 25 CDs, mehrere EPs und DVDs sowie Auftritte auf den berühmtesten Bühnen der Welt zählen. Dazu gehören u.a. Sky Dome in Toronto, Royal Albert Hall in London sowie das Kennedy Space Center in Cocoa, Florida.
Mit seiner interessanten Musikmischung von irischer und indianischer Flöte und Violine bezaubert er nicht nur als Solokünstler das Publikum; hin und wieder tritt er auch mit Bands auf, wie z.B. „One Nation“, mit der er von 2006 bis 2008 auf Tournee war.
Arvel Bird begann das Violinenspiel mit 9 Jahren. Sein erster Privatlehrer ermutigte ihn, die Violine im Einklang mit der Seele zu spielen. „Keiner erinnert sich daran, ob Du der beste oder schnellste bist, alles was zählt ist Leidenschaft“. Arvel studierte 11 Jahre lang klassische Violine an der Arizona State University und der University of Illinois. Um Geld zu verdienen und seinen Traum, eigene Musik zu produzieren zu verwirklichen, arbeitete er eine Zeit lang für seinen Vater, bis er in Nashville sein eigenes Aufnahmestudio eröffnete. Das ermöglichte ihm seine eigenen Songs zu schreiben und sie aufzunehmen. Aus diesem Experiment entstand auch sein eigenes Platten Label „Singing Wolf Records“.
Als ich mit Arvel Bird spreche, ist er in seinem Wohnmobil auf dem Weg zu einem Auftritt im Unity Center of New York City. Begleitet wird er von seiner Frau und seinen beiden Shih Tzu Hunden Zoe und Katie.
Du nennst Dich „Celtic Indian“. Wie beeinflussen keltische und indianische Traditionen Deine Musik?
„Man glaubt es kaum, aber die beiden Kulturen haben mehr gemeinsam als man denkt. Sowohl die amerikanischen Ureinwohner als auch die Schotten und Iren verloren in der Vergangenheit ihr Land und Teile ihrer Kultur und genau deshalb macht der Musikmix für mich Sinn. Die Mischung aus keltischen und indianischen Klängen prägt meine Lieder. Das Blut beider Kulturen lebt in mir und es ist in etwa so, als ob der Schotte Braveheart auf die letzten Mohikaner in Woodstock trifft“, lacht er.
Viele Studien belegen, dass Musik heilende Wirkung hat. Stimmst Du dem zu?
„Als kleiner Junge versuchte ich häuslichem Familiendrama und meiner Schüchternheit zu entfliehen, indem ich mich in mein Zimmer zurückzog und Violine spielte. So fand ich meine eigene Welt. Ich war zu klein für mein Alter, nicht gut in Sport und hatte kein Selbstbewusstsein. Ich konnte mich verbal schlecht ausdrücken, mit Musik fiel alles leichter. Musik ist Balsam für die Seele. Sie hat heilende Wirkung und unterschiedliche Auswirkungen. Manche jubeln, andere weinen. Die Nähe zum Publikum ist mein größtes Anliegen; ich versuche innerer Ruhe, Balance und Freude am Leben zu erzeugen“.
Welche Rolle spielen Totemtiere in Deiner Musik?
„Zwei meiner ersten und meine zuletzt veröffentliche CD in 2015 beschäftigt sich mit diesem Thema. Totemtiere werden als Krafttiere bezeichnet. Wird das Tier respektvoll behandelt, übertragen sich die Kräfte auf den Menschen. Mensch und Tier kommunizieren und genau das versuche ich mit meiner Musik zum Ausdruck zu bringen. Im Leben ist alles in Bewegung und wir befinden uns in konstantem Wandel. Deshalb ist „The Spirit of Storytelling“ so wichtig. Egal welcher Kultur wir angehören, ohne authentische Geschichten gibt es keinen Austausch. Ich erzähle nicht nur mit Worten sondern hauptsächlich mit Musik. Tonfall, Mimik und Gestik erleichtern dabei das Verständnis für mein Publikum“.
Wie hat sich Deine Musik im Laufe der Jahre verändert?
„So wie ich mich verändert habe, hat sich auch meine Musik verändert. Ich hatte viel Wut in mir, die ich abbauen musste. Ich bin in einer aggressiven Familie aufgewachsen und hatte nur drei Möglichkeiten. Genauso zu werden wie meine Eltern, dann wäre ich wahrscheinlich im Gefängnis gelandet oder alles in mich hineinzufressen, dann wäre ich verrückt geworden. Gewählt habe ich Musik. Und so haben sich auch meine Kompositionen entwickelt. Mal mische ich ein wenig mehr Jazz, Blues, Folk oder Country hinzu“.
Du lebst und arbeitest mit Deiner Frau. Wie wirkt sich das auf die Beziehung aus?
„Nicht immer ganz einfach“, gibt er zu, mit einem Blick auf seine Frau, „aber wir haben unterschiedliche Bereiche und so kommen wir bestens miteinander aus. Ich versuche mich gut zu benehmen, denn ich weiß, im Zweifelsfall entscheidet sie sich für die Hunde und lässt mich zurück“, meint er lachend. „Das wichtigste ist den Partner zu respektieren“.
Du absolvierst mehr als 150 Auftritte im Jahr und fährst ungefähr 60.000 Meilen. Wo ist Dein Zuhause?
„Da wir so viel unterwegs sind ist unser Zuhause dort, wo wir gerade sind. Ich befinde mich aber gerade im ersten Jahr eines neunjährigen Lebens-Zyklus und das bedeutet Neuanfänge. Diesmal steht ein permanentes Zuhause auf der ListeÄ.
Was ist Dein nächstes Projekt?
„Wie eben bereits erwähnt, wollen wir uns niederlassen und ich werde weniger Live-Auftritte machen. Ich verlege meinen Schwerpunkt in Zukunft auf schamanische Lehren. Mein eigener Heilungsprozess bestärkt mich darin; ich möchte meine Fähigkeiten und die Leidenschaft mit Totemtieren zu arbeiten, mit anderen teilen. Ich bereite langsam Workshops vor, die die Welt der Spirits mit der körperlichen, psychischen und mentalen Welt in Einklang bringen und Harmonie und Balance schaffen. Mein Ziel ist, den Menschen zu helfen und herauszufinden…“what makes their hearts sing“, also, was „ihr Herz höher schlagen läßt”.
Mehr über Arvel Bird und seine interessante Musikmischung gibt es auf: www.arvelbird.com