Jeep Tour zum San Andreas Graben
Ein Abo des Magazins National Geographic kann helfen das Phänomen des San Andreas Graben zu erklären; oder Du machst es wie wir und nimmst an einer Tour mit dem Ghostwalker teil. Ein wahrer kalifornischer Nervenkitzel!
Ghostwalker nennen die Cahuilla Indianer die Berglöwen, die gemeinsam mit ihnen die Wüste in Südkalifornien bewohnen. Kennt man allerdings Morgan Levine, weiß man, dass sie so ihren kleinen roten Jeep nennt, mit dem sie seit 28 Jahren durch die Wüsten-Schluchten des San Andreas Grabens fährt.
Fakt ist, bei einer Fahrt mit dem Ghostwalker erfährt man viel mehr über unsere ungebändigte Erde, als mit einem Abo von dem eben erwähnten Magazin. Außerdem ist in einem National Geographic Artikel längst nicht so viel Humor und Spaß zu finden, wie wir auf dem hoppelnden Jeep haben. Der Nervenkitzel, sich am Rande dieser unruhigen Spalte zu bewegen, kommt noch mit dazu. Hoffentlich fängt Mutter Erde nicht gerade jetzt an, sauer zu sein!
Die Zeitschrift würde auch nicht auf Klapperschlangen aufmerksam machen, die auf dem Weg zum Graben in Augenhöhe zusammengerollt auf einem Palmzweig hängen. „Bitte nur da gehen, wo ich auch gehe“, so ist der Rat von Morgan Levine oder des unfehlbaren „Captain Morgan“, wie wir sie nennen. Und wir befolgen gerne ihren Rat.
Unsere Gruppe, bestehend aus fünf Reisejournalisten, muss bei den Wanderungen selten auf Klapperschlangen achten, doch für Morgan Levine ist es Alltagssache. „Gestern habe ich vier gesehen“, sagt sie ganz lässig als ob sie uns den Unterschied zwischen Sediment- und Eruptivgestein erklären würde.
Auf unserer 100 Meter langen Fußstrecke zum San Andreas Graben begegneten uns 2 „Rattlers“ (Klapperschlangen). Morgan entdeckte die beiden Exemplare und das nur einen halben Meter von ihren Füßen entfernt; eine davon hing in einer Palme, um der heißen Erde zu entfliehen. Sie nimmt viele Schulkinder mit in die Wüste, um ihnen Mutter Erde zu erklären. Es ist eine schwierige Aufgabe, die Kinder „bei Fuß“ zu halten. Morgan versichert uns, dass Klapperschlangen überhaupt nicht aggressiv sind, und fügt dann, etwas scherzhaft, hinzu, doch sie beißen am liebsten 18-34-jährige weiße Männer, die zu viel getrunken haben, und dann meistens in die Hand. Sie klärt uns auf, dass 25 Prozent der Bisse an Menschen ganz ohne Gift sind, weil die Schlangen ihr Gift nicht an etwas verschwenden wollen, was sie nicht essen können.
In ihrer Anfangszeit vor 30 Jahren, als sie Schulkinder hierher zum Graben brachte, machte sie Fotos von ihnen, wie sie mit einem Fuß auf der pazifischen Platte und mit dem anderen auf der nordamerikanischen Platte standen. Das geht heute nicht mehr. Die Spalte ist inzwischen 18 Meter breit. Erdbeben und Überflutungen haben sie vergrößert, weil der Treibsand, der durch die massiven tektonischen Platten, die gegeneinander reiben, in die Höhe geworfen wird, kein Wasser absorbieren kann. Das heißt, wenn es regnet oder der Schnee im Frühling schmilzt, schneidet das Wasser tiefe Schluchten in den Wüstensand.
In diese sogenannten Box Canyons kann man hineinwandern, wenn man nicht unter Klaustrophobie leidet. Morgan erklärt uns, dass die Canyon-Wände eine Art Geschichtsbücher und Kalender für Geologen sind. Jede große Flut hinterlässt hartes Gestein, das sich in weiches Gestein einbettet und jedes Erdbeben hinterlässt Bremsspuren wie Gummi auf dem Asphalt vor einem Zusammenprall.
Bei Morgan Levine’s außergewöhnlichem Wissen über Flora und Fauna der Coachella Wüste, könnte man meinen, sie hat ein Diplom in Biologie oder Geologie. „Nein“, versichert sie uns. „Nach der neunten Klasse habe ich mir lediglich einen Bibliotheksausweis besorgt“.
Was man von Morgan lernen kann ist, wie die Cahuilla Indianer hier draußen in der Wüste bei 49 Grad Celsius Sommerhitze überleben, obwohl sie von streunenden Panthern, Schlangen in Hülle und Fülle und neugierigen Kojoten umgeben sind und dabei kaum Wasser finden. Sie zeigt uns auch, wie man einen spitzen, scharfen Giftpfeil aus einem einfachen Zweig bastelt.
Dann erklärt sie noch, warum zu unserer Rechten eine Reihe Dattelpalmen steht – ganz einfach: Schuld sind die Kojoten. Sie fressen liebend gerne Datteln und scheiden dann die Steine, kilometerweit von der Original Palme entfernt, wieder aus.
Im frühen Oktober hat es im Tal 41 Grad Celsius, aber keine Luftfeuchtigkeit. Also fühlt es sich nur an wie 30 Grad. Die Gegend ist umgeben von drei Kilometer hoch ansteigenden Bergketten, die weit in den Himmel reichen. Morgan sagt, dass die kollidierenden tektonischen Platten die Berge schneller nach oben drücken als Wind, Regen und Erdbeben sie erodieren kann.
Desert Adventures ist ein Touring Unternehmen in Palm Springs, das 12 Jeeps besitzt, unter anderem auch Morgan Levines roten Jeep, dem sie selbst einen Namen geben durfte, weil sie schon so lange für die Firma arbeitet – ihr Ghostwalker. Morgan ist Cahuilla Halbindianerin und in der Ivia (Cahuilla) Sprache bedeutet ihr Name so viel wie „Flügel im Haar“. Ihren langen Zopf bändigt sie mit einem farbigen Band.
Desert Adventure hat außerdem die Erlaubnis mit den Jeeps auf dem rund 400 Hektar großen Gelände der „Wilhelm’s Metate Ranch“ herumzufahren, das seit 1909 in Besitz der Familie Wilhelm ist. Die Cahuilla leben seit 3000 Jahren in der Wüste und manchmal findet man an den Canyonwänden Gravuren, die die Geschichte ihrer Vergangenheit schreiben.
Im Sommer ziehen sie von der Wüste in die Berge. Auch Du kannst die Hitze meiden, wenn Du willst und den Mount San Jacinto State Park besuchen, der sich in der Nähe des Gipfels des gleichnamigen 3.000 m hohen Bergzuges befindet. Die Cahuilla Indianer kletterten den Berg hinauf, obwohl er die steilste Bergwand in Nordamerika hat. Leichter ist der Aufstieg dann doch mit der Palm Springs Aerial Tramway, der drittlängsten Seilbahn der Welt. In den beiden Gondeln dreht sich der Boden während der 12,5 Minuten Fahrt zweimal um 360 Grad, so dass man das volle Panorama genießen kann. Währenddessen erklärt der Sprecher, dass man durch fünf Klimazonen fährt, was vergleichbar ist mit einer Tour von der mexikanischen Chihuahua-Wüste bis zur kanadischen Arktis. Bei 41 Grad Celsius starten wir und am Gipfel messen wir nur noch angenehme 21 Grad.
Wenn Du auch Lust auf so ein Abenteuer am San Andreas Graben hast, und vielleicht sogar eine Tour mit Morgan Levine buchen möchtest, schau bei Desert Adventures vorbei
www.red-jeep.com. Info zur Palm Springs Seilbahn gibt es bei www.pstramway.com
Photos: Visit Palm Springs