Spätestens seit Facebook, Instagram & Co die spektakulärsten Ecken der Erde zu uns auf das Handy bringt, wissen wir, dass der Süden Utahs mit unglaublichen Naturwundern gesegnet ist. Besonders entlang des sogenannten Grand Circle folgt innerhalb weniger Stunden Fahrt ein geologisches Wunderwerk dem nächsten. Eins davon ist der Goblin Valley State Park.
Die „Großen Fünf“ Nationalparks – Zion, Bryce Canyon, Capitol Reef, Arches und Canyonlands – ziehen Jahr für Jahr Millionen von Besuchern an. Was den meisten Roadtrip-Fans auf dieser Route jedoch verborgen bleibt, ist ein kleiner State Park abseits des Highways 24, der genauso gut das Portal zu einem anderen Planeten sein könnte. Nicht umsonst kam dieses surreale Meisterstück der Erosion bereits in verschiedenen Filmen wie „Galaxy Quest“ und „City Slickers 2“ zu Hollywoodehren.
Mit seinen großen Brüdern kann dieses Kleinod in vielerlei Hinsicht nicht konkurrieren. Nicht in Artenvielfalt, nicht in Höhe der Berge oder Tiefe der Schluchten, auch nicht in Fläche. Im Gegenteil, auch nach der diesjährigen Erweiterung des staatlich geschützten Areals sind es gerade mal 40 km2 Ausdehnung. Was jedoch keiner der weltberühmten Nationalparks zu bieten hat, ist eine Armee aus tausend Kobolden, Zwergen und Trollen, die allabendlich zum Leben erwachen.
Wir sprechen vom Goblin Valley State Park, wohl einer der letzten Geheimtipps des Südwestens. Eine gute Autostunde östlich des Capitol Reef Nationalparks gelegen, ist das „Tal der Pilze“ (wie es von seinem ursprünglichen Entdecker ebenfalls sehr treffend beschrieben wurde) Heimat einer massiven Ansammlung von Hoodoos in den erstaunlichsten Ausformungen und Gestalten.
Ähnlich der Sandsteinsäulen im Bryce Canyon sind die Hoodoos im Goblin Valley das Ergebnis der durch Regen, Frost und Wind begünstigten Abtragung versteinerter Sedimente, die sich ursprünglich vor 170 Millionen Jahren am Boden eines gigantischen innerkontinentalen Meeres angesammelt hatten. Als die Pazifische Platte in der Folge begann Nordamerika aus dem Ozean zu heben und das Binnenmeer sich leerte, bildeten sich Risse in der Erdoberfläche und der langwierige Prozess der Erosion nahm seinen Lauf. Dass letzten Endes ein Labyrinth aus „Pilzen“ oder „Kobolden“ daraus hervorging, liegt an Gesteinsschichten verschiedener Konsistenz und Härtegrade. Die mittleren und unteren Schichten der Türmchen sind weicher und poröser als die darüberliegenden und waschen sich schneller aus. So balancieren sie nun die Schirme der Pilze bzw. Köpfe der Gnome, bis zum unweigerlichen Kollaps des fragilen Gebildes.
Vom Highway aus absolut uneinsehbar verwundert es nicht, dass viele Touristen an der Abfahrt vorbeifahren. Für Goblin Valley selbst ist das nichts Neues – wie viele andere Naturwunder Utahs auch wurde es durch Zufall entdeckt. Cowboys auf der Suche nach ihrem Vieh waren wohl die ersten Weißen, die hier vorbeikamen, behielten die genaue Lage aber für sich. Auf Karten vermerkt wurde es jedoch erst in den späten 1920er Jahren, als eine alternative Route zwischen Green River und Caineville ausgekundschaftet werden sollte. Etwa 1 Meile westlich des Tales erklomm die kleine Expedition eine Anhöhe, um einen besseren Überblick zu bekommen. Was die Männer von dort aus sahen war einfach zu ungewöhnlich, um es nicht näher zu erforschen. Jedoch erst als Arthur Chaffin, einer der Entdecker, 20 Jahre später zurückkehrte und eine Fotoserie über die dortigen Gesteinsformationen schoss, erfreute sich sein „Mushroom Valley“ (Tal der Pilze) rapide steigender regionaler Beliebtheit. Leider wurde schnell klar, dass ohne staatlichen Schutz vor Vandalismus diese geologische Besonderheit bald der Vergangenheit angehören würde. Utah stand nun in der Pflicht, kaufte das Gebiet und erklärte es 1964 zum State Park.
Was einen Besuch im Goblin Valley so faszinierend und einzigartig macht, ist, dass Groß und Klein tatsächlich in die steinerne Märchenwelt eintauchen und sich sozusagen unter die Fabelwesen mischen dürfen. Der vielleicht bizarrste Irrgarten der Natur wird zu einem fantastischen Abenteuerspielplatz. Nie hat Versteckspielen mehr Spaß gemacht – wer sich hier nicht verläuft, hat den Park nicht erlebt.
Zudem führen drei verschiedene Wanderwege (geeignet für jedes Fitnesslevel) in und um das Tal herum, auf verschiedene Mesas und Aussichtspunkte. Auch Mountainbike-begeisterte kommen hier auf ihre Kosten. Für Freunde der Fotografie sind besonders die Abendstunden zu empfehlen, wenn die Sonne die Sandsteinspitzen in rot-gold taucht. Der Dornröschenschlaf ist dann vorbei, das Spiel der Schatten zeichnet Gesichter auf die Hoodoos und haucht den Kobolden Leben ein. Eine andere Welt.
So kommen sie zum Goblin Valley State Park:
Die Abzweigung „Temple Mountain“ zum Goblin Valley State Park liegt 20 Meilen nördlich von Hanksville, bzw. 24 Meilen südlich vom I-70 Freeway, am Highway 24. Von hier aus folgen Sie dem Straßenverlauf weitere 12 Meilen bis zum Park.
Der nächstgelegene größere Flughafen ist Salt Lake City International Airport. Von dort aus sind es 227 Meilen (365 km) oder 3 Stunden 40 Minuten Fahrtzeit.
Täglich geöffnet von 6 Uhr bis 22 Uhr * Eintritt: $20 pro Fahrzeug
https://stateparks.utah.gov/parks/goblin-valley/
Photos: Visit Utah, Emery Valley