Wer im Urlaub nicht nur Ruhe und Entspannung sucht, sondern eher auf eine extreme Abwechslung vom Alltag steht, der sollte sich eine Region in Kalifornien näher anschauen, die auch wirklich hält, was sie verspricht. Die Shasta Kaskaden, in der Nordostecke des US-Bundesstaates, grenzen an Oregon und Nevada und sind ein Eldorado für Frischluftfanatiker und Naturliebhaber. Shasta Cascade bietet die perfekte Mischung aus Sport, Kultur und Erholung. Wir haben einige Abenteuer getestet – lass Dich inspirieren!
Keine Sandstrände, keine Hitze, keine Wüste. Shasta Cascade ist eine Region mit tiefen Schluchten, Höhlen, Regenwäldern, weiten Tälern, Seen und auch Vulkanen. Lavaströme findet man oftmals neben dichtem Regenwald. Die Fahrt ins Landesinnere wird zu einem einzigartigen Erlebnis. Die größte Stadt, Redding, im Zentrum der Shasta Cascade, ist der Ort, an dem sich die größte funktionierende Sonnenuhr der Welt, die Sundial Bridge – eine freitragende Schrägseilbrücke, befindet. Dort gibt es neben zahlreichen Unterkünften auch eine Vielzahl von Aktivitäten, die Redding zum idealen Ausgangspunkt machen, um die Shasta Cascade zu erleben.
Am frühen Morgen brechen wir in Richtung Westen auf, um die Whiskeytown National Recreation Area zu erkunden. Etwa 15 Minuten später sind wir am Parkplatz des Whiskeytown Lake. Das Freizeitgebiet ist bekannt für kristallklares Wasser. Es zieht vor allem Wassersportler an, die von Kajak über Kanufahren bis hin zum Tauchen alles erleben können. Boote, Kajaks und viele andere Wassersportausrüstungen kann man an der „Oak Bottom Marina“ mieten. Fast 60 Kilometer Ufer erstrecken sich entlang des Stausees, der aus dem Trinity River gespeist wird. Entstanden ist er unter John F. Kennedy im Jahre 1963. Die Straße, an der sich das Besucherzentrum befindet, der JFK Memorial Drive, erinnert noch immer an den ehemaligen US-Präsidenten.
Über den James K. Carr Trail steigen wir zum 70m hohen Whiskeytown Wasserfall auf. Eine wirklich schöne, nicht zu anstrengende Tour durch sattes Grün und lichte Wälder, ist ein Ausflug, der sich wirklich lohnt. Erreicht man die Spitze, wird man mit einem sensationellen Ausblick revanchiert.
Gold in Shasta Cascade
Da wir in einer Goldsuchergegend sind, steht das an diesem Tag ebenfalls auf dem Programm. Geht natürlich nur mit einer Genehmigung. Für einen Dollar bekommt man diese im Besucherzentrum. Erwarten sollte man allerdings nicht all zu viel. Alles, was wir brauchen ist eine Waschpfanne, Schaufel, ein Sieb und einen Eimer. An der Uferböschung des Sees und den kleinen umliegenden Flüsschen versuchen wir unser Glück. Geduld und eine ruhige Hand ist oberstes Gebot.
Vorsichtige Schwingbewegungen der Pfanne trennen die leichten und schweren Teilchen des aufgenommenen Sandes. Mit der Hand wird der Schwemmsand ausgeschöpft. Nach mehrfachem Wiederholen dieser Prozedur hoffen wir immer wieder von neuem, dass auf dem Boden etwas Güldenes durchschimmert. Jeder von uns war sich mindestens einmal sicher, auf Gold gestoßen zu sein. Doch leider war es jedes Mal Fehlanzeige. Trotzdem hatten wir jede Menge Spaß und vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal?
Einmal Mountain Biken in Kalifornien – ein Traum vieler Radidealisten. Unsere Strecke heute, ist der Mule Mountain Pass. Gestartet wird am Besucherzentrum östlich des Highway 299, in der Nähe von Redding. Wir sind nicht so ganz erfahrene Mountainbiker, deshalb erscheint uns der Trail eng und knackig, aber trotzdem ist er gut zu befahren. Er führt durch grüne Wälder, über hügelige Wiesen und nach Erreichen des höchsten Punkts hat man einen Traumausblick auf den Whiskeytown Lake.
Die Rundtour ist etwa 11 Kilometer. Wenn man mehr Ausdauer hat als wir, kann man einen Abstecher über den „Salt Creek Loop“ und den „Buck Hollow Trail“ machen. Wir sind am Aussichtspunkt ziemlich kaputt, deshalb freuen wir uns darauf, dass es von nun an nur noch bergab geht. Immer wieder fahren wir vorbei an traumhaften Eichen, die kräftig gewachsen sind und hie und da einige dicke Wurzeln über den Pfad schlängeln lassen. Einige Profis sausen rasant an uns vorbei, doch wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen und genießen die herrliche Umgebung.
Wild Horse Sanctuary
Nur eine halbe Stunde Fahrt von Redding führt uns nach Shingletown. Wild Horse Sanctuary, mit einem zweitägigen Reitausflug, ist unser Ziel. Pferdeliebhaber sollten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Engagierte Menschen leisten großartige Arbeit zur Rettung der Wildpferde. Mit vielen Events und den Ausritten versuchen sie die Öffentlichkeit in ihre Projekte mit einzubeziehen und Geld zu sammeln. Mehr als 250 Pferde sind hier Zuhause und genießen ihr Leben in freier Natur. Sieht man sie über die weiten Felder galoppieren, versteht man, dass Pferde als Symbol der Freiheit gelten.
Eine der Direktorinnen, Dianne Nelson, begrüßt uns ganz herzlich und zeigt uns das gesamte Anwesen. Wir richten uns in einer der Cabins auf dem Gelände ein und dann wird unsere Reitkunst eingestuft. Mittelklasse ist das Ergebnis und mit gutkonditionierten Pferden beginnen wir unseren ersten Reitnachmittag. Zunächst traben wir gemächlich auf einem von Eichen und duftenden Pinien beschatteten Trail, der in eine weites Naturparadies übergeht. Hier sehen wir in der Ferne sowohl Rehe als auch Kojoten. Dann geht es auf engen Pfaden bergauf, die Pferde schnauben, doch schon bald kommt eine Pause und wir werden wieder mit einem herrlichen Panorama belohnt. Am späten Nachmittag kehren wir zurück, wo ein leckeres Abendessen auf uns wartet. Beim Lagerfeuer unter klarem Sternenhimmel wird der nächste Tag geplant. Nach einem deftigen Frühstück verbringen wir einen weiteren Tag auf dem Rücken der Pferde und genießen die endlose Freiheit.
Auf unserer Entdeckungsreise lassen wir uns manchmal einfach treiben und fahren dahin, wo uns der Weg hinführt. So fanden wir auch eine ostasiatische Kostbarkeit. Die Kleinstadt Oroville. 100 Kilometer nördlich von Sacramento gelegen, war sie einst die wichtigste und bevölkerungsreichste Goldgräberstadt Kaliforniens. Sie zog nicht nur amerikanische Siedler an, sondern auch zahlreiche chinesische Einwanderer. Deshalb gibt es hier auch echte Schätze aus Ostasien.
Der Chinese Temple und Museum Complex ist eine wirklich sehenswerte Besucherattraktion. Der Tempel wurde 1863 erbaut und galt als Gebetsstätte für mehr als 10.000 chinesischer Arbeiter in der Pionierzeit. Auch heute werden hier noch Zeremonien abgehalten. Gespendet wurde das Anwesen vom Kaiser von China. Ausgestellt werden chinesische Volkskunst, wie traumhafte Wandteppiche, Sonnenschirme und handgemachte Kostüme. In Oroville steht auch der älteste aller nordkalifornischen Orangenbäume. Er wurde 1856 gepflanzt, dann mehrfach erfolgreich geklont; von ihm gingen Zucht und Anbau von Zitrusfrüchten aus. Der Mutterorangenbaum trägt eine Mittelmeersüßorange und ist zu einer historischen Sehenswürdigkeit geworden.
Mount Shasta
Nach einer beeindruckenden Kultureinlage wird es jetzt wieder etwas sportlicher. Der Ort Mount Shasta, direkt am Fuß des gleichnamigen Berges, hat 3.500 Einwohner und ist idealer Standort für Gipfelstürmer. Klettern im Sommer und Skifahren im Winter. Für die Ureinwohner ist es ein heiliger Berg. Die Gipfelregion ist von fünf Gletschern bedeckt, darunter der größte Kaliforniens, der Whitney Glacier. Das abwechslungsreiche Skigebiet für alle Könnerstufen hat jede Menge Abfahrtsmöglichkeiten. Die längste ist ca. zwei Kilometer lang. Marmot Ridge (1.875m), Coyote Butte (2.097m) und Douglas Butte (2.012m) verfügen über 32 Pisten auf einer Fläche von 172 Hektar. Die Hälfte des Skigebiets kann künstlich beschneit werden.
Die Region ist weniger überlaufen und ruhiger als andere Skiorte, was den Mount Shasta zu einem absoluten Geheimtipp macht. Bestens präparierte Langlaufloipen und Winterwanderwege als auch Schneeschuhwanderungen sind ein Traum für jeden Schneefreak. Der großartige Pulverschnee mit wilden Backcountry-Pisten ist bei Abenteurern, die eine Winterlandschaft hautnah erleben wollen, ganz besonders populär. Und das ist noch nicht alles: Donnerstag, Freitag und Samstag sind die Pisten bis 20 Uhr beleuchtet und Nachtskifahren und Snowtubing kennt keine Grenzen. Auch Freestyler und Snowboarder können sich nach Herzenslust austoben.
Nach all den etwas sportlicheren Aktivitäten wird es zum Ausklang etwas ruhiger auf einem gemütlichen Hausboot. Warst Du schon mal auf einem Hausboot? Wenn „JA“, dann kennst Du bestimmt das Gefühl totaler Entspannung und dem Reiz, wenn die nächste Schleuse, Anlegestelle oder ein enger Hafen das richtige Manöver erfordert. Warst Du noch nie auf einem Hausboot? Dann solltest Du keine Zeit verschwenden und es ausprobieren. Man braucht kein erfahrener Kapitän zu sein, zur Auffrischung der Seefahrtregeln gibt es von jedem Veranstalter eine ausführliche Einweisung. Die Boote sind ein- bis mehrstöckig und mit sämtlichen Küchengeräten ausgestattet. Jede Klasse verfügt über Klimaanlage und Heizung. Die etwas luxuriöseren Varianten haben sogar Flachbildschirme in den Kabinen und an Board gibt es auch Waschmaschine, Trockner und einige warten sogar mit einem Whirlpool auf. Die Personenzahl variiert von 8 bis 22. Hausboote mieten kann man auf dem Trinity Lake, Lake Oroville und Shasta Lake.
Wir wollen uns auf dem Shasta Lake treiben lassen und möglichst viel von der 600 km langen Uferlinie zu sehen bekommen. Der See ist mit über 120 qkm der größte Stausee Kaliforniens und liegt ungefähr drei Stunden nordöstlich von San Francisco in der Nähe der rauen Wildnis von Redding. Lake Shasta ist ein künstlich geschaffener See, der durch die Shasta Talsperre entstand, die von drei Flüssen bedient wird – Sacramento, McCloud und Pit. Diese wiederum haben Verstecke geschaffen, die man nur mit Hilfe eines Hausbootes erreichen kann. Kristallkares blaues Wasser und unzählige Einbuchtungen garantieren einen herrlichen Urlaub mit Privatsphäre.
20 Fischarten, darunter Störe, Barsche und Welse sowie köstliche Forellenarten, sind für unsere Angler an Board ein echtes Vergnügen. Der Rest der Besatzung hat das Glück die frische Beute knusprig gegrillt verzehren zu dürfen. Bis es soweit ist, springen wir mal eben mitten auf dem See ins blaugrüne Wasser, strecken danach alle viere in der Sonne aus, trinken einen Cocktail und schauen auf den beeindruckenden, schneebedeckten 4.300 Meter hohen Gipfel des Mount Shasta.
Je nach Lust und Laune legen wir an und machen einen Ausflug wie z.B. zu den Shasta Caverns. Eine zweistündige Tour durch sieben Tropfsteinhöhlen und dem Cathedral Room sind durch Pfade gut erschlossen und bestens ausgeleuchtet, sodass man die eine Million Jahre alten Formationen bewundern kann. Die Stalaktiten und Stalagmiten spiegeln sich malerisch im Wasser. Der Besuch in eine märchenhafte Unterwelt rentiert sich wirklich. Nach zwei Tagen kommen wir zum Schluss, dass das Ferienhaus auf dem Wasser die perfekte Lösung ist, sich zu erholen, frische Luft zu genießen, ohne sich anstrengen zu müssen und die malerischen Uferlandschaften zu genießen. Das Hausboot entschleunigt und wir lernen, uns für alles etwas mehr Zeit zu nehmen. Zeit zu kochen, Zeit zu reden und Zeit sich was Gutes zu gönnen. So werden Landratten ganz schnell zu Seebären.
Abstecher ins Napa Valley
Die Shasta Cascade bietet je nach Jahreszeit abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten. Wassersportler können sich auf den Seen bei Kajakfahren, Wasserski oder Jetski austoben. Auch anspruchsvolle Rafting Touren auf reißenden Flüssen, die hauptsächlich von April bis September möglich sind, enthüllen die traumhafte Natur der Gegend aus einer anderen Perspektive und liefern natürlich auch den absoluten Adrenalinkick. Weinliebhaber können sich mit dem historischen Napa Valley Wine Train einer stilvollen Bahnreise erfreuen. Der Zug fährt zweimal täglich zwischen der Stadt Napa und St. Helena. Er passiert Zypressenwälder, Olivenhaine und führt vorbei an bekannten Weingütern. Angeboten werden verschiedene, unterschiedliche Fahrten und Erlebnisse.
Nicht nur Wein sondern auch Bier ist in der Region von Shasta Cascade zu einem Kult geworden. Zahlreiche Kleinbrauereien haben es geschafft, dass Bier nicht nur als Durstlöscher betrachtet wird, sondern zu einem Genuss für Kenner geworden ist. Sie veranstalten ganzjährige Events. Die Mt. Shasta Brewing CO, eine Kleinbrauerei im Örtchen Weed, ist bekannt für das „Shastafarian Porter“, ein tiefdunkles Bier mit röstmalzbetontem Geschmack. Besucher versicherten uns, dass der Hopfentrunk nirgendwo besser schmeckt als hier. Wie alles auf der Welt ist auch Bier Geschmacksache und jeder muss für sich selbst herausfinden, was den Gaumen entzückt.
Leider konnten wir nicht alle Abenteuer testen. Am besten setzt man sich seine Reisebausteine ganz individuell zusammen. Eines ist sicher: Kultur und Abenteuer verschmelzen mit Mutter Natur und die Shasta Kaskaden haben für jeden Besucher eine ganz besondere Überraschung parat.
Photos: Shasta Cascade Wonderland Association; Visit California; Napa Valley Wine Train; Wild Horse Sanctuary;