Sun Valley

Alle waren sie schon hier: Hollywood Stars und Sternchen, Noblesse und Geldadel, Millionäre und Magnaten. Sun Valley, im Herzen des Bundesstaates Idaho, gilt als erstes richtiges Skiresort der USA. Goldgerahmt sind die Promis in den langen Fluren der historischen Sun Valley Lodge verewigt: Jacqueline Kennedy im wollenen Norwegerpulli mit Pudelmütze. Marilyn Monroe stöckelte selbstverständlich in Seidenstrümpfen durch den Schnee. Daneben hängen Ingrid Bergman, Clark Gable und Gary Cooper, Astronaut Buzz Aldrin, Olympiasiegerin Picabo Street und Schriftsteller Ernest Hemingway, mit Schrotflinte über der Schulter, der in Suite 206 „Wem die Stunde schlägt” zu Ende schrieb. Tom Hanks und Jamie Lee Curtis haben hier formidable Ferienhäuser. Auch die Geschwister Peter and Jane Fonda machten gern in Sun Valley Urlaub. Clint Eastwood und Las Vegas Mogul Steve Wynn sind Stammgäste. Sogar die Obama Mädchen wurden auf den Pisten gesichtet.

Sun Valley Resort

„Ich habe direkt neben den beiden und ihren Bodyguards gesessen”, nickt Skilehrer Steve Riley ganz cool. Aufgeregt ist er darüber nicht. Wer, wie Steve – eisgrauer Bart, schütteres Haar unterm Skihelm und lustig blitzende Augen hinter der Sonnenbrille – seit 1969 in Sun Valley wohnt, hat sich längst an Glamour-Gäste gewöhnt. Paparazzi sind unerwünscht. Hier hängt die Schickeria ungestört mit den „Locals” ab. „Das sind doch auch nur Menschen”, grinst Steve, „auch wenn die mehr Kohle haben.”

Die alte Garde der Kennedys und Rockefellers bediente er noch in „Pete Lane’s Skishop”. Mit Hemingway’s Sohn Jack fischte Steve im Big Wood River. Bruce Willis verriet er neueste Carving Tipps. Wer wirklich welche brauchen könnte, ist Arnold Schwarzenegger. Dessen „Brettl”-Künste, so wird hinter vorgehaltener Hand von missglückten Wendemanövern und einem Beinbruch in 2006 getuschelt, sollen für die nach dem „Governator” benannte schwarze Abfahrt „Arnold’s Run” nämlich nicht reichen.

Winterspaß bei Sommersonne

 

Wer hätte gedacht, dass sich so ein mondäner Tummelplatz der Schönen und Reichen aus einem fast vergessenen Ranchnest irgendwo im Nirgendwo entwickeln würde. Denn genau das war das kleine Ketchum noch Mitte der 1930er Jahre. Nur etwa hundert Leute wohnten damals hier. Der Bergbauboom war vorbei, die Minenarbeiter längst weitergezogen. Schafzüchter trieben im Sommer große Herden durch das Bauerndorf und weiter hoch zu den saftigen Bergweiden in den zackigen Sawtooth Mountains. Im Herbst wurden die Tiere dann verladen und zu den Märkten im Süden abtransportiert. Sobald aber die ersten Flocken vom Himmel schwebten, verfiel das Örtchen in einen Winterschlaf. Auch im Januar 1936, als der österreichische Graf Felix von Schaffgotsch hier Station machte.

Ketchum Sun Valley

Losgeschickt hatte ihn Eisenbahn Boss W. Averell Harriman. Mit vierbeinigen Passagieren ließen sich zwar ordentliche Dollars verdienen, zur Umsatzsteigerung hatte es der Union Pacific Chef aber fortan auf Zweibeiner abgesehen. Um die auf seine Gleise zu locken, musste nun ein attraktives Reiseziel her. Weil sich alle Welt gerade über die neueste olympische Winterdisziplin, das Alpinskirennen, begeisterte, war so ein Skigebiet bestimmt das Richtige. Nur, wo war die richtige Haltestelle?

Zwei Kilometer nördlich von Ketchum erspähte Kundschafter Schaffgotsch das ideale Terrain: Bald Mountain und seine Nachbargipfel, dramatisch eingekeilt von vier Bergketten. Im Jahresdurchschnitt fallen hier fünfeinhalb Meter Schnee. Trotzdem herrscht ein Hochwüstenklima mit 250 Sonnentagen pro Jahr, das die Tageshöchsttemperaturen selbst im Januar meist nur wenig unter den Gefrierpunkt sinken lässt. Gleisanschluss, Wetter und Szenerie – die richtige Mischung für seinen Schneespielplatz. Harriman kaufte gleich das ganze sonnige Tal und taufte sein künftiges Resort werbewirksam „Sun Valley”.

Chairlift to Heaven, Seattle Ridge

Schon im kommenden Winter wurde die gleichnamige Lodge mit 148 Zimmern, Restaurant, Kegelbahn, Eislaufarena und beheizbarem, runden Außen-Schwimmbecken eröffnet, „damit die Leute nicht denken, Skifahren ist zu kalt.” Das rustikale Hotel gleicht zwar einem riesigen Blockhaus mit dem geschwungenen, X-förmigen Grundriss, ist aber tatsächlich aus wetterfestem Zement gebaut. Die falsche Maserung wurde beim Gießen in den Beton gedruckt. Der täuschend echte braune Holzlook ist nur angepinselt.

Das zur gleichen Zeit erbaute Sun Valley Inn Hotel (ursprünglich „Challenger Inn”), in dem die Gäste der ersten Tage wie im Schlafwagen noch in Stockbetten schliefen, ist äußerlich einem schweizerischen Gasthof nachempfunden. Mit vertäfeltem Giebel, Holzbalkone, Sonnenterasse und einer bronzenen Hirschfamilie auf den Torpfeilern. Gleich nebenan in der Speisewirtschaft „The Ram” (oder „Steinbock”) hängen dicke Kuhglocken mit Blumen bestickten Bändern an der Wand. Serviert wird selbstverständlich Käsefondue. Im „Konditorei” Café stehen leckere Sachertorten und Apfelstrudel in der Auslage. Man kommt sich vor, wie durch Raum und Zeit transportiert, wenn man durch Sun Valley’s „Schweizer Dorf” stapft, selbst wenn aus dem Turm zur vollen Stunde das Glockenspiel nur vom Band aus Lautsprechern klingt.

Sun Valley Inn, Winter

Nicht in den Alpen, sondern in Sun Valley wurde übrigens 1936 der allererste Sessellift der Welt gebaut. Genau genommen waren es sogar die ersten drei. Erfunden und konstruiert hat sie Jim Curran, ein bei der Union Pacific Railroad angestellter Ingenieur, der dazu einfach die von ihm entworfenen Verladeanlagen für Bananenfrachter ummodifizierte. Wie „gepolsterte Küchenstühle mit Wadenstützen” sahen die ersten Liftsessel aus, erzählt Pressesprecher Mike Fitzpatrick lachend. Auf Ruud Mountain, etwas versteckt zwischen Ferienhäusern, sind noch einige Überreste dieser ersten Lifte zu sehen.

Wer sich schwer vorstellen kann, dass diese windschiefe Anlage einmal wie am Schnürchen lief, kann sich in seinem Hotelzimmer rund um die Uhr auf dem Videokanal den 1941 gedrehten Schwarzweiß-Streifen „Sun Valley Serenade” mit Glenn Miller, der legendären norwegischen Eiskunstläuferin Sonja Henie und Sun Valleys surrenden Skiliften in vollem Einsatz ansehen. Der steile Aufstieg zum exklusiven Resort – und beliebter Filmkulisse – war nicht mehr zu stoppen.

Pulverschnee und Apres Ski

 

Heute bedienen 17 Lifte und eine 8-Personen-Gondel ein Netzwerk von über 100 Abfahrten auf zwei Bergen: Bald und Dollar Mountain. Der 2.789 m hohe „Baldy” ist der Hauptberg des Resorts. Breite anspruchsvolle Abfahrten eröffnen sich auf dem baumlosen Gipfel, denn „bald” heißt schließlich „kahl”. Die Schwierigkeitsgrade sind unterschiedlich. „Broadway Face” gilt als am einfachsten, „Little Easter Bowl” ist am schwierigsten. Um ihr Können schrittweise auszutesten, sollten Skifahrer an der linken Bergseite beginnen und sich nach und nach auf die rechte Seite vorarbeiten. Der „Mayday-Dreiersessel” bringt sie in ca. sieben Minuten wieder auf den Gipfelkamm.

Auch wenn es für Pulver-Profis einen bequemen Einstieg zu unberührten Schneefeldern auf der Rückseite des Berges mit einer praktischen Traverse zurück zu den Liften gibt, sind mehr als zwei Drittel von Baldy’s Pisten als leicht oder mittelschwer klassifiziert. Das Terrain ist vielfältig und das Gefälle grundsätzlich konstant, ohne lahme Ziehwege oder langweilige Schneewiesen.

Powdertrees

Das Skigebiet wird entsprechend der beiden Talstationen in zwei Teile geteilt: River Run und Warm Springs. River Run spannt alle Schwierigkeitsgrade ab. Somit können sich auch Anfänger auf den Gipfel wagen. Die Abfahrten „Ridge”, „Roundhouse Slope”, „Olympic Lane” und „Olympic Ridge,” die dann in „Lower River Run” münden, sind allesamt als grün und damit einfach klassifiziert und erlauben eine stressfreie Fahrt vom Gipfel bis ins Tal. Fortgeschrittene Skifahrer finden Fahrvergnügen und Buckelpisten auf „Rock Garden”, „Exhibition” oder „Upper Holiday”.

Warm Springs ist besonders beliebt bei erfahrenen Skifahrern. Die Hänge sind anspruchsvoll, aber noch kein Terrain für Experten. Über einen Kilometer lang sind die Superpisten hinunter zur Talstation. Der obere Teil bietet eine Auswahl an schwarzen Abfahrten wie „Limelight” oder „International.” Weiter unten stehen parallel zu den mittelschweren blauen Hängen auch leichte grüne Abfahrten zur Auswahl.

Wie in River Run, Bald Mountain’s zweiter Talstation, dient auch in Warm Springs, wo dampfende Quellen durch die Talstation fließen, ein überdimensionales, mehrstöckiges Blockhaus mit Innenwänden aus gemauerten Flusskieseln und hohen Decken als stilvolle sogenannte „Day Lodge”. Hier findet man praktische Schließfächer, Sonnenterasse und ein Restaurant, das moderne amerikanische Küche serviert. Frisch zubereitete Drei-Dollar Tacos gibt es in der Gipfel-Cafeteria „Lookout Mountain”.

Dollar Mountain, eine halbe Stunde Fahrt mit dem kostenlosen Skibus entfernt, ist Baldy’s kleiner Bruder. Nur knapp 200 m ist er hoch, mit einer Handvoll Bäumen und sechzehn blauen (leichten) und grünen (mittelschweren) übersichtlichen Abfahrten – ein idealer Übungshügel. Dort ist das Hauptquartier der Ski- und Snowboardschule mit Skikindergarten, Tubing-Bahn, Skiverleih und Freestyle Terrainpark mit einer rund 200m langen und knapp 7m hohen Superpipe. Mehrtages-Liftpässe für Dollar Mountain sind preiswerter als für Bald Mountain. 1936 kostete das Tagesticket übrigens nur 25 Cent.

Sun Valley Superpipe

So kommen Sie nach Sun Valley:
Von Deutschland aus gibt es non-Stopp Flüge nach San Francisco und Los Angeles, mit Anschlussflug zum „Friedman Memorial Airport” in Hailey, das ca. 23 km von Sun Valley entfernt ist. Alternativ kann man auch über Boise, Salt Lake City oder Seattle fliegen.

Sun Valley Resort
Tel.: 1-800-786-8259 * 208-622-2135 * www.sunvalley.com

Der Bald Mountain Skipass für 5 von 7 Tagen kostet $926; der Dollar Mountain Pass für 2 von 3 Tagen $226. Mehr Info und Details gibt es auf der Webseite https://www.sunvalley.com/tickets-passes/lift-tickets

Unterkunft
Das Sun Valley Resort bietet vielfältige Übernachtungsmöglichkeiten von freistehenden Cottages bis zu Standard-Hotelzimmern. Die Preise variieren je nach Größe und Saison. Neben einem Beauty Salon, Spa, Fitnessraum und Kegelbahn, verfügt das Resort über zwei beheizte Außen-Schwimmbäder. Details finden Sie unter www.sunvalley.com/trip-planner/lodging

Weitere Hotels und Motels finden sich im nahe gelegenen Ort Ketchum.

Restaurants
In der Lodge gibt es drei Restaurants – der elegante „Lodge Dining Room”, „Gretchen’s Restaurant” und die „Duchin Lounge”. In der Fußgängerzone um das Sun Valley Inn Hotel herum, findet man das „Ram” Restaurant, „Bald Mountain Pizza” und das Café „Die Konditorei”.
Bald Mountain hat zwei Talstationen. Die „River Run Lodge” ist beliebter Treffpunkt zum Frühstück oder Lunch mit Salatbar, Deli und Pizza. Die Küche in der Warm Springs Talstation setzt einheimische kulinarische Schwerpunkte wie zum Beispiel die berühmten „Idaho” Kartoffeln. In den meisten Restaurants gibt es Aprés Skispaß bei Live Musik.
Auf halbem Wege zum Gipfel und auch für Nicht-Skifahrer bequem mit der Gondel zu erreichen befindet sich das, erstmals 1939 eröffnete, „Roundhouse Restaurant”.
„Seattle Ridge Lodge” ist ein mächtiges modernes Blockhaus mit Rundum-Aussicht auf eine eindrucksvolle Bergwelt und das Wood River Valley. Hier können Sie gegrillte Gerichte, Holzofenpizza, Nudelgerichte, Suppen und Gourmet Salate bestellen.
Dollar Mountain hat kein Gipfelrestaurant. In der Cafeteria der Talstation „Carols Dollar Mountain Lodge” werden jedoch täglich Frühstück und Mittagessen serviert.

Photos: Sun Valley Resort; Idaho Tourism


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