An den Ufern des Missouri-Rivers, im Herzen des Lakota Indianer Landes, liegt ein Kulturzentrum, welches ausschließlich dem Erbe der Prärie-Indianer im Norden der Vereinigten Staaten gewidmet ist. Die kleine Stadt Chamberlain in South Dakota beherbergt das Akta Lakota Museum & Cultural Center auf dem Campus der St. Josefs Indianerschule.
„Akta Lakota“ bedeutet soviel wie „das Volk ehren“. Das Kulturzentrum wurde 1991 mit der Zielsetzung eröffnet, die Lakota, Dakota und Nakota sprechenden Völker, die dem Stamm der Sioux angehören, zu ehren. Unterhalten wird das Projekt ausschließlich von überzeugten Spendern. Das Motto lautet: die Kunst der Prärievölker im Norden der USA zu fördern. Den Besucher erwartet viel Eindrucksvolles. Zeitgenössische Kunst wird Werken aus der Vergangenheit gegenübergestellt und aktuelle Themen der Indianer werden in gleichem Maße behandelt wie kriegerische Auseinandersetzungen der Geschichte. Außerdem steht für die Förderer die fundierte Bildung junger indianischer Schüler im Vordergrund. Deshalb veranstaltet das Museum zahlreiche Wanderausstellungen, um die Kunstsammlungen überregional zugänglich zu machen. Die meisten Einnahmen kommen der im Jahre 1927 von deutschen katholischen Priestern gegründeten St. Josefs Indianerschule zugute, deren Aufgabe es ist, nicht nur für die Grundversorgung der Kinder (Nahrung, Kleidung und Gesundheit) aufzukommen, sondern auch für ihre geistige und emotionale Entwicklung zu sorgen. Über 200 Kinder, die mit ihren Familien auf dem Campus in Chamberlain leben, werden betreut.
Die meisten Künstler, deren Exponate im Museum ausgestellt sind, haben South Dakota nie verlassen. Ihre Kunst wird als unverwechselbares Zeichen der Selbstrepräsentation ihrer Kultur und Spiritualität angesehen. Sie sehen ihre Werke als Reflexion ihres ursprünglichen Lebens. Sie spiegeln das Überleben der Traditionen wider und bilden eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Geschichten und Legenden, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, sind die Basis ihrer Kunstwerke. Egal ob Skulpturen, Gemälde oder Schmuck – alles beruht auf der Grundlage indianischer Überzeugung, dass die Ganzheit fest in einem gemeinsamen Glauben verwurzelt ist. Das Universum ist mit allen Geistern des natürlichen Lebens, wie Pflanzen, Tiere, Menschen, Wasser, Luft und Erde, verbunden. Kulturelle und spirituelle Bindungen haben bei allen Stammesmitgliedern einen hohen Stellenwert. Die handgearbeiteten Schätze der Aussteller aus Naturmaterialien wie Büffel, Federn, Pelze oder Knochen sind ebenso formvollendet wie die Zeichnungen auf Hirschleder oder die ausgefallenen Schnitzereien. Alle Arbeiten tragen typische traditionelle Symbole der Indianerstämme.
Die Amulette der Lakotas haben eine ganz besondere Bedeutung. Bei der Geburt eines Kindes nahmen Indianermütter die Nabelschnur und wickelten sie in eine kleine Wildledertasche, die meistens die Form einer Schildkröte oder Eidechse hatte. Die Tasche wurde als erstes Spielzeug an der Wiege festgebunden. Später wurde sie um den Hals getragen. Das Amulett wurde dann bewahrt, um ein langes Leben zu sichern. Die Schildkröte steht für Langlebigkeit und Standhaftigkeit; die Eidechse für Wiedererneuerung und Seelenwanderung. Heute werden die Amulette meistens aus Glasperlen gefertigt, strahlen in leuchtenden Farben und sind natürlich im Museumsshop zu kaufen. Das Sortiment an Schmuck ist vielseitig – Ringe, Ketten, Ohrringe, Armbänder und Halsketten, aber auch Alltagsgegenstände der Indianer und natürlich Bücher, die alles über die Geschichte der Lakotas verraten, sind erhältlich.
Das Kulturzentrum organisiert zahlreiche Veranstaltungen. Rituale, Tänze und Zeremonien werden beim jährlichen Powwow-Festival im September gefeiert. Aufwändige Kostüme, farbenfrohes Make-up und Trommelschläge faszinieren immer wieder von neuem. Besucher können an Workshops teilnehmen, die selbstverständlich von Indianern gehalten werden. Das Powwow für Kinder ist mit seinem Rahmenprogramm besonders beliebt. Vom Kleinkind bis zum Teenager tanzen alle zum Rhythmus der Trommeln und jeder Teilnehmer wird in eine andere Zeit versetzt. Gebastelt wird natürlich auch, vom Traumfänger bis hin zu Indianerschmuck.
Ein Ort der Ruhe und Erholung ist der Medicine Wheel Garden. Die Gartenanlage ist in Form eines Reifens angelegt. Das ursprüngliche Medizinrad der Lakota ist der Mittelpunkt. Vier Speichen zeigen in die vier Himmelsrichtungen. Das Rad wurde früher in traditionellen Zeremonien verwendet. Um den Kern des Rades wechseln sich Grün- und Natursteinanlagen ab. Wasserspiele und Quellsteine verschönern die Grünfläche. Am äußeren Rand kann man Skulpturen bewundern, die ein Wiederverständnis der Kultur und des indianischen Lebensgefühls zum Ausdruck bringen.
Das Akta Lakota Museum & Cultural Center mit der St. Josefs Indianerschule ist ein Musterbeispiel dafür, wie indianische Kinder ihre Hoffnung und Aussicht auf eine gute Zukunft behalten. Das Zentrum stellt nicht nur Indianerkindern und ihren Familien zur Verfügung, was zum Leben notwendig ist, sondern stärkt auch ihren Geist, ihre Herzen und ihre Seelen. Das Gesamtprojekt verdrängt nicht die geschichtliche Wahrheit und erscheint wie ein kleiner Versuch, die Ungerechtigkeiten gegenüber den Indianervölkern wiedergutzumachen. Jeder Besucher bekommt einen perfekten Einblick in alle wichtigen historischen Entwicklungen und einen Überblick in 400 Jahre Geschichte der Ureinwohner Nordamerikas.
Akta Lakota Museum & Cultural Center
1301 N Main St., Chamberlain, SD 57325
Tel: 605-734-3452 * 1-800-798-3452 (kostenfrei in den USA) * www.aktalakota.org
Öffnungszeiten:
November bis April: Montag bis Freitag von 8.00 Uhr – 16.30 Uhr. Am Wochenende und an Feiertagen geschlossen.
Mai bis Oktober: Montag bis Samstag von 8.00 Uhr – 18.00 Uhr. Sonntag von 9.00 Uhr – 17.00 Uhr. An Feiertagen geöffnet.
Eintritt ist frei. Spenden werden gerne angenommen.