Mysteriöses Labyrinth in South Dakota. Diese so eindringliche und wunderschöne Landschaft steigt mysteriös aus der umliegenden Prärie auf. Badlands Nationalpark ist ein geologisches Wunder, das aus einem Labyrinth von einzelnen steilen Bergen, Canyons und Rinnen besteht, das über viele Millionen Jahre hinweg durch Wind, Wasser und Erosion entstanden ist. In den ungewöhnlichen Felsformationen tummeln sich wilde Coyoten, Maulesel, Gabelböcke, Eselhasen und Büffel. Besucher können an geführten Touren teilnehmen oder auf eigene Faust die Sage Creek Wilderness Region auskundschaften, wo es, wenn überhaupt, nur Pfade gibt, die von Bisons herausgestampft wurden.
Je nachdem welche Bilder man vom Badlands Nationalpark sieht, können sie einem wie eine graue Mondlandschaft, ein endloses Meer an Hügeln oder wie wunderschöner, manchmal gespenstisch wirkender, Sonnenuntergangs-Kitsch erscheinen. Es gibt natürlich die übliche landschaftlich reizvolle Strasse, die durch den Park führt, den ca. 60 km langen Badlands State Scenic Byway. Die Schönheit der Badlands und die interessanten Dinge entdeckt man allerdings am Besten, wenn man sich die Zeit nimmt und öfter mal aus dem Auto aussteigt um die Wege und Pfade zu erwandern.
Ich gehöre ja nun nicht gerade zu den Frühaufstehern, habe mich aber doch aufgerappelt um den Sonnenaufgang in den Badlands zu erleben. Leider gibt’s dafür allerdings keine Garantie und so hat sich die Sonne gerade an dem Tag hinter Wolken versteckt. Trotzdem, diese karge, fast schon unwirkliche Landschaft im frühen Morgengrauen zu erleben, die gespenstische Stille die nicht mal vom Zwitschern eines Vogels unterbrochen wurde, war das frühe Aufstehen allemal wert.
Mysteriöses Labyrinth
Badlands befindet sich im Südwesten von South Dakota und wurde 1978 zum Nationalpark erklärt. Als die Lakota Indianer zum ersten Mal diese markante Mondlandschaft entdeckten, nannten sie das Gebiet Mako Sica oder „schlechtes Land“. Auch die ersten französischen Fallensteller, die hierher kamen, beschrieben die Gegend aufgrund der schwierigen Reise durch das zerklüftete Gelände als schlechtes Land. Heute können Besucher das Naturwunder des Badlands Nationalparks zu Fuss, zu Pferd oder mit dem Auto erkunden. Der Badlands State Scenic Byway führt Sie unmittelbar neben den gezackten Sandstein Turmspitzen und Felsen, die in Schichten von lila, rot, orange ihr Alter angeben, vorbei.
Badlands liegt mit seinen 988 qkm ein bisschen im Schatten der anderen Touristenattraktionen wie dem Black Hills National Forest, Mount Rushmore, und den Touristenorten Sturgis, das bekannt ist für sein jährlich statt findendes Motorrad-Treffen, und Deadwood, ein Westernstädtchen in dem sich auch Kevin Costner manchmal sehen lässt. Auch wenn Badlands Nationalpark nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit von Urlaubern bekommt, kommen immerhin ca. 1 Million Besucher jährlich hierher. Die meisten verbringen ca. 1 Stunde im Park und begutachten die wilde Lehmarchitektur durch die Windschutzscheibe. Das ist wiederum ein Vorteil ist für diejenigen, die sich ein bisschen mehr Zeit nehmen, die Badlands zu erkunden, vielleicht sogar so lange bleiben um einen oder mehrere Sonnenauf- und untergänge dieser gespenstisch erscheinenden Prärielandschaft zu erleben.
Biologische Vielfalt
Ein weiteres Phänomen ist die biologische Vielfalt des Parks. Die Badlands sind die grösste Prärie im Nationalpark-System und vom Buffalo Gap National Grassland umgeben. 60 verschiedene Grassorten und über 400 verschiedene Pflanzenarten wachsen hier, was eine solide Basis für Pflanzen und Tiere bietet. Man kann auf jede Menge Wildtiere treffen, die durch den Park streifen. Bison, Antilopen, Maultiere, Hirsche, Präriehunde, Kojoten, Schmetterlinge, Schildkröten, Schlangen, Drosseln, Geier, Adler und Falken sind nur einige der Tiere, die oft von Besuchern gesehen werden. 1994 wurde das fast ausgestorbene Schwarzfuß-Frettchen wieder in der Badlands Prärie eingeführt. Diese nachtaktiven Tiere werden allerdings kaum gesichtet.
Das Ben Reifel Besucherzentrum (benannt nach dem ersten Indianer der im US-Repräsentantenhaus diente) ist ein guter Anlaufpunkt um sich über den Park zu informieren. Dort finden Sie Informationen über die Geologie des Parks und Geschichten über ehemalige Bewohner, wie z.B. Siedler aus dem 19. Jahrhundert, die versuchten dort das trockene Land fruchtbar zu machen. Es gibt auch einige Ausstellungen und Sie können sich den preisgekrönten Film Land of Stone and Light ansehen bevor Sie sich aufmachen die Gegend zu erkunden. Holen Sie sich Informationen über die diversen Wanderwege, wie z.B. der Window Trail oder der Castle Trail, die teilweise dramatische Ausblicke auf Badlands und White River Valley bieten.
Wer in den Badlands wandern will, der braucht auf jeden Fall solide Wanderschuhe. Wenn Sie es ganz abenteuerlich mögen, können Sie auch Ihren Schlafsack auspacken und sich am Fusse dieser massigen Silhouetten am Sternenhimmel ergötzen. Garantiert kein Licht weit und breit, nur Sterne… Es gibt zwei Campingplätze – Cedar Pass und Sage Creek. Wer es lieber nicht riskiert von einem Bison geweckt zu werden, der macht es sich in der Cedar Pass Lodge gemütlich, die allerdings nur zur Hauptreisezeit von ca. April/Mai bis September/Oktober, geöffnet ist.
Die Erosion der Badlands hält an, angeblich mit einer Rate von 2,5 cm pro Jahr. Geologische Befunde zeigen auf, dass diese surreales Landschaftsformen sich in ca. 500.000 Jahren zu einem Nichts abgeschliffen haben und es den Badlands Nationalpark dann nicht mehr geben wird. Also, lassen Sie sich dieses Wunder an Biologie und Geologie nicht entgehen.
Wall
Der wohl am besten ausgestattetste Souvenirladen ist Wall Drug Store – ein Laden, der schon meilenweit vorher mit Reklametafeln entlang dem Freeway auf sich aufmerksam macht und internationalen Ruhm erlangte. In dem Laden gibt’s nichts was es nicht gibt. Von der Kopfschmerztablette bis hin zu $500 teuren Lucchese Cowboystiefeln kann man hier alles bekommen. Wall Drug Store lockt die Autofahrer seit 1931 mit seinem kostenlosen Eiswasser in den Laden; und das ist immer noch so. Mittlerweile hat sich der Drug Store zu einem ca. 7.000 qm großen Einkaufszentrum ausgeweitet. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, sowas sieht man nicht alle Tage.
Pine Ridge
Während des 2. Weltkriegs wurde die South Unit vom amerikanischen Militär als Übungsgelände für Luftangriffe verwendet. Trotz Aufräumungsarbeiten befindet sich dort immer noch unentdeckte Munition. Wer sich für den Kalten Krieg interessiert, sollte noch bei der Minuteman Missile National Historic Site vorbeischauen, die sich ganz in der Nähe der South Unit befindet. In South Unit ist auch das White River Besucherzentrum, das von Juni bis Ende September geöffnet ist.
Pine Ridge ist das zweitgrösste und eines der ärmsten Indianerreservate der USA, mit einer Arbeitslosenquote von 73% – 85% und einem pro-Kopf Einkommen von ca. $6000 pro Jahr. Die Lebenserwartung im Reservat liegt bei 55 Jahren für Männer und 60 Jahren für Frauen (Durchschnitt USA: 75 Jahre Männer/80 Jahre Frauen). Alkohol im Reservat ist verboten, jedoch werden nur 1,5 km enfernt 4 Mio. Bierdosen pro Jahr verkauft. Die Selbstmordrate liegt 72% höher als der Durchschnitt der USA. Deprimierende Zahlen!
Pine Ridge ist mit einem der übelsten Massaker der amerikanischen Geschichte behaftet. Wounded Knee repräsentiert die letzte Auseinandersetzung zwischen Indianern und US-Truppen in Nordamerika, die im Dezember 1890 ein grausames Ende fand. Der Kriegsschauplatz befindet sich im Pine Ridge Indianerreservat und ist dem Publikum frei zugänglich. Es ist nicht allzuviel zu sehen, aber Markierungen und der naheliegende Friedhof mit dem Massengrab der Indianer, die an diesem Tag starben, lassen einen doch etwas schaudern. Diejenigen, die sich für die Geschichte der Indianer und speziell für dieses Massaker interessieren, sollten den Bestseller von Dee Brown, Bury my Heart at Wounded Knee (dt. Titel bei Amazon Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses) lesen. Keine leichte und einfache Lektüre, sondern deutlich und schonungslos.
Die Bewohner von Pine Ridge sind sehr interessiert, Besucher mit ihrer Kultur bekannt zu machen und sind dem Tourismus gegenüber sehr aufgeschlossen. Schauen Sie auf jeden Fall im Besucherzentrum vorbei. Es zeigt authentische indianische Kunst von einheimischen Künstlern und bietet eine Ausstellung der lokalen Tierwelt. Besonderes Augenmerk verdienen der Holzboden sowie die Wände und Decken, gebaut mit der Black Hills Fichte, die aus einem Waldbrand geborgen wurde. Die Mitarbeiter beantworten gerne Ihre Fragen und Sie bekommen jede Menge Informationen über Pine Ridge.
Ein Besuch im Oglala Lakota College Historical Center bietet einen weiteren Einblick in die Geschichte der Lakota Sioux, durch historische Fotografien und Grafiken, die die Geschichte aufzeichnen – angefangen von den frühen 1800er Jahren bis hin zum Wounded Knee Massaker im Jahr 1890. Zusätzlich kann man sich Tonbandaufzeichnungen anhören (in Englisch), die die Bedeutung der Grafiken noch unterstützen.
Das Heritage Center of Red Cloud Indian School wurde 1982 als Museum eröffnet und besitzt einige hervorragende Kollektionen von indianischen Kunststücken sowie lokalen Lakota Kunstwerken. Als eines der ersten erfolgreichen Museen in einem Indianerreservat, umfasst die Heritage Center Kunstsammlung über zweitausend Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und repräsentiert eine grossee Anzahl von verschiedenen indianischen Stammes-Traditionen. Das Heritage Center dient als eine äusserst wertvolle kulturelle Ressource nicht nur für die Schüler der Red Cloud Indian School sondern auch Studenten anderer Reservatsschulen sowie für alle Lakotas des Pine Ridge Indianer Reservats.
Ein kurzer Spaziergang bringt Sie zum historischen Holy Rosary Cemetery, dem Friedhof auf dem sich u.a. auch das Grab von Chief Red Cloud befindet.
Wichtig: Bitte beachten Sie, dass beim Besuch eines Indianerreservats besondere Anstandsregeln und Sitten zu beachten sind. Informieren Sie sich vorab, üben Sie Zurückhaltung, vermeiden Sie Diskussionen über z.B. Politik oder Religion, und sehen Sie sich als Gast, nicht als Tourist. Wenn Sie Stammesmitglieder fotorgrafieren möchten, bitte unbedingt vorher fragen. Bei Zeremonien, sog. PowWows, gelten ebenso bestimmte Regeln.
Badlands National Park, Interior, SD 57750 * Tel: 605-433-5361 * www.nps.gov/badl
Eintritt: $30 pro Auto, gültig 7 Tage. Jahrespass gültig für alle Nationalparks: $80
Photos: South Dakota Tourism Office, Chad Coppess, Badlands NP, Sonja Stimmer